"Haben Sie den Franz gesehen? Der Bua muss essen!"

30 Jahre nach dem WM-Finale 1990 erinnert sich der damalige Kommentator Gerd Rubenbauer an ein ungewöhnliches Telefonat mit der Mutter des Kaisers. Sie war in Sorge ...

Das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am 8. Juli 1990 war eine klare Angelegenheit. Während die Elf des amtierenden Weltmeisters Argentinien um Superstar Maradona kaum Einschussmöglichkeiten erhielt, kamen Matthäus und Co. fast im Dutzend zu guten Torchancen. Aber erst fünf Minuten vor Schluss, nach einem gelinde formuliert eher umstrittenen Elfmeter von Andi Brehme, stand fest: Deutschland war zum dritten Mal Fußball-Weltmeister. Hochverdient nach einem Turnier, in dem das Team von Franz Beckenbauer mit Abstand die überzeugendsten Leistungen aller Mannschaften gebracht hatte.

30 Jahre ist das her. Gerd Rubenbauer, damals gerade einmal 42 Jahre alt und heute das, was man eine Reporter-Legende nennt, kommentierte gemeinsam mit dem Experten Karl-Heinz Rummenigge die Partie und war das gesamte Turnier über nah dran an der deutschen Mannschaft. "Die WM 1990 lebte sicher nicht von den ganz großartigen Fußballspielen. Die gab es kaum. Das muss man zugeben. Aber sie lebte von unglaublichen Storys. Nehmen Sie das Spiel Deutschland gegen Holland. Das war spielerisch sicherlich nicht top. Aber es war eben ein echtes Drama."

"Seine Hosen passen ihm schon gar nicht mehr."

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau zum Jubiläum des Finals erinnert sich Rubenbauer auch an ein Telefonat mit Antonie Beckenbauer, Mutter der Kaisers. Im Kommentar des Finalspiels berichtete Rubenbauer damals, sie habe sich große Sorgen um ihren Sohn gemacht. Was dahintersteckte, verriet er nun im Interview: "Ich rief sie kurz vorm Ende der WM an, weil ich fürs Radio noch eine Geschichte brauchte. Sie freute sich über meinen Anruf. Aber sie hat sich eben Sorgen gemacht: "Haben Sie den Franz gesehen? Seine Hosen passen ihm schon gar nicht mehr. Er hat immer beide Hände in den Taschen und zieht sie hoch. So dünn ist er geworden. Herr Rubenbauer, bitte sagen Sie's ihm: Der Bua muss essen."

Rubenbauer behielt die Bitte der besorgten Mutter freilich für sich, erinnert sich aber sehr wohl, wie recht sie damals hatte. "Sieben Kilo hat er bei der WM abgenommen." Über 15 weitere Jahre blieb Antonie Beckenbauer noch an der Seite ihres Sohnes. Sie starb im April 2009 in einer Münchner Klinik.

Rubenbauer zog sich vor einigen Jahren aus dem Fernsehen zurück. Heute arbeitet als er Coach für Jugendreporter und ist bei Schulungen für die Sprecher von "Heute im Stadion" mit dabei. Zuletzt bereitete er Felix Neureuther auf seine Rolle als Experte bei der ARD vor. Gerd Rubenbauer teilt sein Leben zwischen Bayern und Mallorca auf.