Hart aber fair: Tödliche Gefahr im Krankenhaus - Geld vor Gesundheit?

Gesundheitsminister Gröhe – nicht um schlaue Tipps verlegen: Einfach mal Hände waschen. Foto: WDR/Dirk Borm

Mehr multiresistente Keime als Krankenpfleger? Profit geht vor Patientenwohl? Es sind harte Vorwürfe, die in der gestrigen Runde von „Hart aber fair“ auf dem Talk-Tisch landeten. Die Suche nach Lösungen? Ging unter.

„Herzlich willkommen auf dem Parkplatz der vergessenen Themen!“ So leitete Frank Plasberg seine Diskussion ein. Islam, Trump oder Schulz, Wahlkampf, Terrorismus EU…? Fehlanzeige.
Das Thema: „Gefahr Krankenhaus – wenig Personal, aber reichlich Keime?“ Die Gäste – Betroffene neben (vermeintlichen) Experten. Und betroffenen Experten. Und so entwickelte sich auch die Sendung: Hoch emotionale Schicksale im Wechsel mit wohlmeinenden Handlungsempfehlungen.

Hermann Gröhe, Gesundheitsminister, kündigte bereits im Januar einen 10-Punkte-Plan gegen die Todeskeime an. Moderator Reinhold Beckmann verlor seinen Bruder – er starb an einer Krankenhausinfektion. Beckmann hat gerade eine Doku zu dem Thema abgedreht. Er befürchtet: Die Dunkelziffer von Todesfällen wegen Krankenhauskeimen liege vermutlich nicht bei 15.000, sondern bei bis zu 50.000 Fällen. Bei Plasberg sagt er: „Ein Krankenhaus kann kein Profitcenter sein.“ Und bekommt lautstarke Zustimmung. Von Jana Langer, OP-Krankenschwester, eine, die es wissen muss. Mit Flashmobs will sie seit Jahren auf das Problem aufmerksam machen. Die Krankenhäuser arbeiten wie Fabriken, empört sie sich. „Der Patient ist eine Ware und muss Geld bringen. Die Patienten werden immer schneller durchgeschleust.“

Buchautor und Chirurg Ulrich Hildebrandt öffnet den Blick für die Hintergründe. Schuld an den Missständen: Sparzwang, Profitgier, mangelnde Hygiene. „Die Krankenhaus-Verdiener“ heißt sein Buch. Eine Abrechnung, vor allem mit geldgeilen Privatkliniken: Denn Standards einzuhalten sei schwierig, wenn bei der Privatisierung von Krankenhäusern Dienstleistungen ausgelagert würden und die Reinigungstruppe “von irgendwo” eingekauft werde.

Der letzte in der Runde: Thomas Reumann, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Der, der versuchen musste, die Situation schönzureden, glatt zu bügeln. Die meisten Keime bringen die Besucher mit, so sein Credo der Stunde. Mag sein. Doch sollen die ihre Keime dann auch gleich selbst wegputzen?

Deutsche Krankenhäuser gelten als fortschrittlich und modern – eigentlich. Doch wenn das Personal weiter überfordert und allein mit dem (Hygiene-)Problem bleibt, der Sparzwang steigt, auf Lasten der Patienten, dann dürfte sich das ändern. Das macht die Sendung auf besorgniserregende Weise deutlich.

Und was folgern wir daraus, was sind die Lösungen? Das, liebe Zuschauer, wissen die Gäste offenbar auch noch nicht so recht.

Minister Gröhe versucht sich an “beruhigenden” Antworten. Und schlauen Tipps. Krankenhausbesucher sollten sich die Hände waschen. Die Patienten selbst sollten dem Arzt sagen, er soll sich die Hände waschen…Im Ernst? Statt die Patienten mit plumpen Ratschlägen in die Pflicht zu nehmen, das wurde bei Plasberg klar, muss es an die Wurzel gehen. Rettungsversuch von Gröhe: „Die Meldepflicht bei den Keimen, die haben wir verschärft, und das wird heute nach dieser Sendung jeder für sinnvoll halten!“ Ein wahres Wort. Das schale Gefühl beim nächsten Krankenhausbesuch bleibt.

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