Hauptstadt: Ein endloses Theaterstück namens Berlin

Fußballfans und Protestanten, Kulturtouristen und Partyvolk mischen sich zu einem Karneval der Kulturen. Eine Liebeserklärung.

Berlin.  Neulich bat mich ein japanisches Pärchen, vor unserer Haustür zu posieren, für ein total authentisches Eingeborenenfoto. Asiaten, Skandinavier, Südamerikaner halten unseren sehr normalen Schöneberger Altbaublock offenbar für typisch Berlin. Wird unser Kiez womöglich in einem Reiseführer als Fotomotiv empfohlen?

Wer zentral wohnt, sollte sich als gelassener Botschafter Berlins verstehen, am besten rund um die Uhr. An diesem Sonntag zum Beispiel bereiten wir ab fünf Uhr das Frühstück für glücksgesichtige Kirchentagspilger, die die Schule unseres Jüngsten als Quartier nutzten und nun per Sonderzug nach Wittenberg wollen, zur Abschlusskundgebung der Luther-Festspiele, während wir den Klassenraum bis Montagmorgen wieder nutzbar machen.

Man kann über die Bahn viel Böses sagen, aber: Die Strecke Berlin-Lutherstadt wird im Zehn-Minuten-Takt bedient. Wutbürgern, die kopfschüttelnd über "die deutsche Servicewüste" meckern, weil sie keinen klimatisierten Sitzplatz bekommen, möchte man zurufen: Dann bleibt doch bitte daheim. Wo alles reibungslos funktioniert, wohnen oft Routine und Langeweile. All das hat Berlin nicht zu bieten.

Die Nachbarn vermieten jetzt auch über Airbnb

Soeben ist der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund vorbeigerauscht, er ist deutlich leiser als der kreisende Hubschrauber. Ist Obama etwa wieder da? Aus dem Haus nebenan dröhnt leise aber ausdauernd Techno-Sound. Die Nachbarn vermieten jetzt auch über Airbnb, vor allem an Wochenenden wie diesen, wenn sich Hunderttausende...

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