Hidden Headlines: Ärger um Werwolf im Garten

In den USA hat eine Frau eine riesigen Werwolf-Figur in ihren Garten aufgestellt. Damit sorgt sie für Unmut bei ihren Nachbarn. Das Ungetüm entfernen will sie trotz Verwarnung durch die Stadtverwaltung aber nicht.

Werewolf night scene 3D illustration
Symbolbild: Getty Images

Ein Werwolf lässt eine Nachbarschaft in Dayton, Stadt im US-Bundesstaat Ohio, nicht zur Ruhe kommen. Und das obwohl er nicht nachts den Vollmond anheult, noch auch sonderlich blutrünstig ist. Er ist nur auffällig groß und aus Kunststoff, und in dieser Gestalt ein Ärgernis für Nachbarn und Stadtverwaltung. Erstere haben sich bei Letzterer beschwert, und nun soll die Anwohnerin den Werwolf aus ihrem Anwesen entfernen.

Was hat der Werwolf mit Halloween zu tun?

Mary Simmons heißt die Frau, die in einer Wohngegend in Dayton für Aufregung sorgt. Die Werwolf-Figur hatte sie im Oktober als Halloween-Dekoration gekauft und in ihrem Vorgarten aufgestellt. Nun ist das Gruselfest längst vorbei, aber das fast drei Meter in die Höhe ragende Ungetüm steht noch immer vor ihrem Haus. Weil sie offenbar Gefallen an dem Kunststoff-Werwolf gefunden hat – und weil sie die Figur als Sicherheitsgarantie betrachtet: "Wer will schon in ein Haus einbrechen", sagt sie dem Fernsehsender WKEF, "vor dem ein 9,50 Fuß großer Werwolf sitzt? Ich würde es nicht tun."

Was sagen die Nachbarn dazu?

Laut Simmons haben die Nachbarn nichts gegen Phil – so nennt sie ihren Plastik-Werwolf, der sogar ein eigenes Facebook-Profil hat. Abgesehen von mindestens einem Anwohner, dem der Werwolf anscheinend ein Dorn im Auge ist und der sich bei der Stadtverwaltung darüber beschwert hat.

Die Stadtverwaltung Simmons zwar eine Verwarnung ausgesprochen, aber: Weitere Schritte will die Stadt in der Sache – vorerst jedenfalls – nicht unternehmen. Und die Frau: Die lässt die Ermahnung an sich abprallen und will den Werwolf vor ihrem Haus stehen lassen. Die Sicherheit geht eben vor.

Warum und was feiern wir alle Jahre wieder an Halloween?

Zumal ihr Werwolf bald nicht mehr aus der Zeit gefallen sein wird. Bis zum nächsten Halloween-Fest ist es nicht mehr lang. Dann wird die Figur wieder eine Berechtigung haben – wenn die Menschen wieder im Horrorfieber sein und sich als Hexen, Vampire, Werwölfe und andere Monster verkleiden werden. Aber warum tun sie das jedes Jahr aufs Neue?

Das Fest des Grauens hat seinen Ursprung im vorchristlichen Irland. Die Kelten begingen am 31. Oktober das Volksfest Samhain, mit dem sie ihre Ernte feierten und das neue Kalenderjahr einläuteten. Außerdem glaubten sie, an dem Tag böse Geister verbannen zu müssen. Der Mythologie nach kehrten an Samhain die Seelen aus dem Reich der Toten ins Diesseits zurück, und um die zu vertreiben, verkleideten sich die Menschen als Monsterwesen. Auch mit so genannten Freudenfeuern sollten die Geister ferngehalten und mit kleinen Gaben ("treats") besänftigt werden.

They knock on the door and when it opens, a boy dressed as a ghost appears in the foreground.  Trick or Treat!
Alle Jahre wieder sollen böse Geister durch Monsterverkleidungen und leuchtende Kürbisse abgeschreckt und durch kleine Gaben versöhnt werden. (Symbolbild: Getty Images)

Spaßvariante des Halloween-Fests

Ilm Zuge der Einwanderungswelle im 19. Jahrhundert führten die Iren den Brauch in die USA ein, wo er sich mit den Jahren zu dem Fest entwickelte, wie wir ihn kennen: Halloween. Heute ist das Fest zu einer Spaßveranstaltung mutiert, die Verbindung zu seinen Ursprüngen findet sich aber auch in den Motiven seiner Karnevalsvariante: 31. Oktober, Verkleidung als Monster, Opfergaben. Und leuchtende Kürbisse. Auch dieses Motiv geht übrigens auf eine irische Legende zurück.

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Demnach hatte es sich ein Bösewicht namens Jack Oldfield sowohl mit Gott als auch mit dem Teufel verscherzt. Weil er also weder ins Paradies noch in die Hölle durfte, bastelte er mit einer ausgehöhlten Rübe und einem Stück glühender Kohle eine Art Laterne, mit der sich auf die Suche nach einer Bleibe machte. Die Legende mündete in dem Glauben, dass eine leuchtende Rübe böse Geister fernhält. In den USA löste indes der Kürbis die Rübe als Jack O'Lantern ab, weil das Fruchtgemüse hier weitverbreitet ist und es größer und leichter zu verarbeiten ist.

Was hat es mit dem Werwolf auf sich?

Damit zurück zu Frau Simmons. Einen Kürbis wollte sie offenbar nicht ganzjährig vor ihr Haus stehen haben. Schließlich galt es für sie nicht böse Geister fernzuhalten, sondern böse Einbrecher. Daher die Entscheidung für einen Werwolf. Der sieht nicht nur Furcht erregend aus, jeder kennt schließlich auch den Mythos um das Wesen – zumindest seine moderne, von Literatur und Film geprägten Variante: Wer von einem Werwolf gebissen wird, verwandelt sich selbst in einen – und zwar immer bei Vollmond.

Werewolf lurking in the night during full moon, vector illustration suitable for horror and halloween theme
Ein Werwolf bei nach und Vollmond (Symbolbild: Getty Images)

Doch auch in dieser Verkleidung ist der Kern des Lykanthropie-Mythos' erkennbar. Es geht in den Werwolf-Erzählungen immer um ein Mischwesen aus Wolf ("lykos") und Mensch ("anthropos"). Viele Sagen beschreiben auch die Ursache dieses Zustandes. Der Mann (germanisch: "wer") verwandelt sich in einen Wolf nach einem Pakt mit dem Teufel. Immer aber ist der Werwolf raubtierhaft und gefährlich. Auch für Verbrecher, die es sich einfallen haben lassen, in ein Haus einzubrechen.