Hidden Headlines: Italien geht gegen Krabben-Art vor

Italien ist in Sorge wegen einer aggressiven Krabbenart, die sich derzeit invasiv vermehrt und große Schäden anrichtet. Mit einer groß angelegten Fischereikampagne soll die Plage nun eingedämmt werden.

Die Blaukrabbe richtet in Italien große Schäden an. (Bild: Getty Images)
Die Blaukrabbe richtet in Italien große Schäden an. (Bild: Getty Images)

Eine eingeschleppte Krabbenart richtet derzeit in Italien große Schäden an. Die Tiere vermehren sich rasend schnell und richten großen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden an.

Ursprünglich stammt die blaue Krabbe aus dem Westatlantik und sei vermutlich im Fahrwasser von Schiffen nach Italien gelangt, wie Sky berichtet. Dort breiten sich die Tiere invasiv aus und fressen lokale Schalentiere, Fischrogen und andere Wasserlebewesen.

Künftige Muschelernte fast vernichtet

Besonders hart getroffen habe es Muschel-Aquafarmen im Delta des Po-Tals in Norditalien. Dort hätten die aggressiven Tiere bis zu 90 Prozent der jungen Muscheln gefressen, was die künftige Produktion fast vernichtet hätte, sagte ein örtlicher Meeresbiologe der Nachrichtenagentur Reuters.

Damit ist ein ganzer Wirtschaftszweig in Gefahr. Laut Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2021 ist Italien Europas größter Muschelproduzent und nach China und Südkorea der drittgrößte der Welt.

Auch die Muschelernte ist durch die Krabben gefährdet. (Bild: GIAN MARCO BENEDETTO/Anadolu Agency via Getty Images)
Auch die Muschelernte ist durch die Krabben gefährdet. (Bild: GIAN MARCO BENEDETTO/Anadolu Agency via Getty Images)

Regierung will Notfinanzierung genehmigen

Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida besuchte vergangene Woche das Po-Delta und sagte Hilfe zu. Die Regierung werde eine Notfinanzierung in Höhe von 2,9 Millionen Euro genehmigen. Die sollen an Fischereigenossenschaften und Aquafarmer gespendet werden, die dann laut Reuters versuchen sollen, die blauen Krabben durch eine groß angelegte Fischereikampagne einzudämmen.

Emanuele Rossetti von der Fischerkooperative des Polesine, einem Teil des Po-Delta-Tals, teilte mit, dass jeden Tag bis zu zwölf Tonnen Krabben gefangen würden, dies jedoch kaum Auswirkungen auf die Krabbenpopulation habe.

Krabbeninvasion "könnte mit Klimawandel zusammenhängen"

Experten sind sich uneins, warum sich die Krabbenart ausgerechnet jetzt invasiv in Italien ausbreitet. Erstmals entdeckt wurde die blaue Krabbenart bereits vor etwa einem Jahrzehnt. "Es könnte einen Zusammenhang mit dem Klimawandel geben, aber wir haben keine Beweise, die das mit Sicherheit sagen", so Sasa Raicevich, Experte für marine Wasserressourcen vom italienischen Institut für Umweltschutz und Forschung (ISPRA).

Hinsichtlich der ökologischen und wirtschaftlichen Schäden sei die Lage sehr ernst. Laut Raicevich gibt es jedoch keine Möglichkeit die Krabben vollständig auszurotten: "Wir müssen sie eindämmen und Wege des Zusammenlebens finden… es wird schwierig."

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Infografik: Der Klimawandel ist im Alltag angekommen | Statista
Infografik: Der Klimawandel ist im Alltag angekommen | Statista

Blaukrabbe wurde eingeschleppt

Die Blaukrabbe (Callinectes sapidus), auch Blaue Schwimmkrabbe genannt, hat ihren Namen von der bläulichen Färbung ihres Rückenpanzers, der bis zu 20 Zentimeter breit und zehn Zentimeter lang sein kann. Ursprünglich ist die Art an der Atlantikküste Nordamerikas beheimatet, wurde aber im 20. Jahrhundert in europäische Gewässer eingeschleppt.

Laut dem Wissensportal Spektrum wurde im Frühjahr dieses Jahres auch ein totes Exemplar an der Ostsee am Strand von Usedom gefunden.

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