Hidden Headlines: Ist ein Urwal das schwerste Tier aller Zeiten?

Paläontolog*innen haben das Skelett eines neu entdeckten Urwals untersucht. Ihr Ergebnis: Das Tier könnte das schwerste und größte sein, das jemals auf der Erde gelebt hat.

Rekonstruktion von Perucetus colossus und einem anderen Basilosauridae etwa gleichen Alters, Supayacetus muizoni. Foto: Alberto Gennari
Rekonstruktion des Urwals Perucetus colossus und einem anderen Basilosauridae etwa gleichen Alters, Supayacetus muizoni. Foto: Alberto Gennari

Der Blauwal ist das schwerste Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat? Möglicherweise stimmt das nicht: Ein Team von Wissenschaftler*innen hat Knochen eines Urwals entdeckt und erforscht. Dieser könnte größer und schwerer gewesen sein als der noch heute lebende Verwandte.

Was ist passiert?

Ein internationales Team um den Paläontologen Eli Amson vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart hat Knochen einer lange ausgestorbenen Kreatur analysiert. Gefunden wurden die Überreste vor zehn Jahren vor der Südküste Perus. Geborgen wurden Wirbel und Rippen – von riesigem Ausmaß. Amson und seine Kolleg*innen haben die Knochen aber nicht nur gewogen und vermessen – ein Wirbel wiegt weit über 100 Kilogramm und die Rippen sind knapp 1,5 Meter lang – sondern daraus auch auf die Größe und das Gewicht des ganzen Urzeit-Tieres geschlossen.

Das Ergebnis haben die Wissenschaftler*innen am Mittwoch im Journal Nature publiziert. Gleichzeitig hat das Museum eine Pressemitteilung herausgegeben. Darin erklärt Amson: "Für uns ist eines der entscheidenden Ergebnisse unserer Arbeit, dass sich der Übergang zu echtem Gigantismus bei Walen viel früher in der Erdgeschichte entwickelte, als wir bisher dachten." So zeige das Skelett, dass der Urwal eine gigantische Größe mit extrem hohem Knochengewicht kombiniere und bereits vor 39 Millionen Jahren lebte. Amson sagt: "Dieser frühe Wal verschiebt die bisher bekannte Obergrenze der Skelettmasse bei Säugetieren und im Wasser lebenden Wirbeltieren drastisch. Möglicherweise ist er auch das schwerste jemals beschriebene Tier." Er schätzt, dass der Urwal zwischen 85 und 340 Tonnen wog. Das liegt in der Größenordnung des Blauwals "oder möglicherweise darüber".

Das sind die Hintergründe

Der Urwal hat auch einen Namen erhalten: Perucetus colossus - der kolossale Wal aus Peru. Seine Entdeckung legt nahe, dass die starke Zunahme der Knochenmasse viel früher eintrat als bislang angenommen. In der Pressemitteilung heißt es dazu, die neue Studie verändere das bestehende Verständnis der Wal-Evolution. So hätten die riesigen Säugetiere offenbar ihre gigantischen Körpermassen bereits "30 Millionen Jahre früher erreicht als angenommen". Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass der evolutionäre Übergang zu echtem Gigantismus bei Walen, wie beispielsweise beim heutigen Blauwal, vor etwa zehn Millionen Jahren stattfand.

Der Paläontologe Dr. Eli Amson in der Sammlung des Naturkundemuseums Stuttgart mit Fossilien eines kleineren Verwandten des Urwals Perucetus colossus. Foto: SMNS / Liliana Reinöhl
Der Paläontologe Dr. Eli Amson in der Sammlung des Naturkundemuseums Stuttgart mit Fossilien eines kleineren Verwandten des Urwals Perucetus colossus. Foto: SMNS / Liliana Reinöhl

Der Grund dafür, schreibt das Museum, lag in einer extremen Anpassung von Landtieren. Ihre Evolution ermöglichte ihnen dadurch ein Leben im Wasser. Amson erklärt: "Bekannt sind die Veränderungen der Knochenmasse bei Säugetieren, die in flachen Küstengewässern leben, wie Seekühe. Das zusätzliche Gewicht hilft den Tieren, ihren Auftrieb zu regulieren und sich unter Wasser zu halten – wie der Bleigürtel bei Tauchern."

Als bislang größtes und schwerstes Tier gilt der Blauwal. (Bild: Getty)
Als bislang größtes und schwerstes Tier gilt der Blauwal. (Bild: Getty)

Und was ist mit dem Blauwal?

Als bislang größtes und schwerstes Tier gilt der Blauwal. Er wird knapp 200 Tonnen schwer und über 30 Meter lang. Zudem können die Tiere bis zu 100 Jahre alt werden, schreibt Whales.org.

Dort heißt es deshalb, der Blauwal sei „ein Rekord-Brecher auf ganzer Linie: schwerer und länger als alle anderen Tiere und ein Symbol für den Schutz aller Wal- und Delfinarten“. Heute leben noch ungefähr 10.000 bis 25.000 Tiere, die Zahl nahm aufgrund von Walfang stark ab.

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