Hidden Headlines: Sensations-Pilz im Münchner Unterholz gefunden

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Von wegen Champignons oder Steinpilze – im Ebersberger Forst wurde ein Pilz mit echtem Seltenheits-Faktor entdeckt. Der Fund des "Pilz des Jahres 2006" beweist: Der Waldumbau im Forst funktioniert.

Beim Pilz-Fund in der Nähe von München handelt es sich um einen
Beim Pilz-Fund in der Nähe von München handelt es sich wie in der Abbildung um einen "Buchenstachelbart" - ein gefährdeter Pilz, der nur noch selten zu finden ist. (Symbolbild: Getty Images)

Für alle, die des bairischen Dialekts nicht mächtig sind, erfolgt vorab eine kleine Einführung: Denn wenn im Verlauf dieses Artikel die Rede von einem "Schwammerl" ist, meint das nicht einen winzig kleinen Schwamm um klitzekleine Oberflächen zu reinigen, sondern einen "Pilz".

Um genau zu sein, handelt es sich bei einem "Schwammerl" in Bayern und Österreich um einen "Großpilz". Oder umgangssprachlich auch um einen "Dummkopf" oder "Trottel". Wie das zusammenpasst ist sicherlich eine andere Geschichte.

Im Ebersberger Forst – einem Waldgebiet östlich von München – wurde ein ganz besonderes Schwammerl gefunden. "Das ist eine Sensation", sagt Wasserburgs Forsten-Chef Heinz Utschig. Denn im Wald wurde vom Förster Daniel Fraunhoffer kein gewöhnlicher Pilz entdeckt, sondern der von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres 2006 ernannte "Buchenstachelbart", auch als "Ästiger Stachelbart" bekannt.

Ästiger Stachelbart – Die filigrane und gefährdete Eiskoralle

Der Buchenstachelbart (Hericium coralloides) ist bizarr geformt und verzweigt. Der Fruchtkörper des Pilzes setzt sich aus vielen kleinen "Ästen" zusammen und erinnert an eine weiße Koralle. Daher rührt auch der sehr treffende Namen "Eiskoralle" für den Pilz.

Der Pilz erreicht oftmals einen Durchmesser von mehr als 20 Zentimeter – denn aus einem dicken Strunk entspringen die besagten Äste, aus denen sich seine Sporen bilden.

Klar zu erkennen: Der Ästige Stachelbart bildet hunderte von kleinen Ästchen, die dem Pilz die Optik einer Koralle bescheren. Auf diesem Bild handelt es sich nicht um den im Eberswalder Forst gefundenen Pilz. (Foto: Getty Images)
Klar zu erkennen: Der Ästige Stachelbart bildet hunderte von kleinen Ästchen, die dem Pilz die Optik einer Koralle bescheren. Auf diesem Bild handelt es sich nicht um den im Ebersberger Forst gefundenen Pilz, der aber so ähnlich aussieht. (Foto: Getty Images)

Kommunikation zwischen Pilzen: Forscher entdeckt Pilz-Sprache

Ein Ästiger Stachelbart ernährt sich saprotroph – er wächst also nur auf totem Holz und schädigt damit nicht die lebende Buche. Im Gegenteil: Der Pilz trägt sogar dazu bei, den organischen Abfall des Waldes zu beseitigen und bietet damit anderen Lebewesen wie beispielsweise Insekten einen Lebensraum. Umso wichtiger ist es, den Pilz in Deutschland wieder heimisch werden zu lassen.

Pilz mit Seltenheitswert – Waldumbau funktioniert

Wie sein Name vermuten lässt, ist der Pilz meistens auf Buchen zu finden – kommt jedoch auch auf Eichen, Ulmen, Eschen, Pappeln und Birken vor. Aufgrund ihrer Seltenheit sollte die Art geschont werden und befindet sich auf einer der Roten Listen gefährdeter Arten des "Rote-Liste-Zentrum". Dabei handelt es sich um eine vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) beauftragte Organisationseinheit.

Nur in Regionen mit alten Buchenbeständen auf nicht zu trockenen Böden kann die Eiskoralle noch aufgefunden werden. Im Ebersberger Forst hat sich der Pilz rund um einen neun Meter hohen Totholzstamm einer Buche angesiedelt.

Dass sich der Pilz nun im Ebersberger Forst angesiedelt hat, sieht Forsten-Chef Utschig als Beweis seiner These: "Man muss einen Wald nicht stilllegen, um tolle, besondere Arten zu bekommen!"

Auf die Buchenstachelbart-Suppe muss natürlich verzichtet werden – denn mit nach Hause nimmt das seltene Exemplar niemand. Deshalb, liebe Waldbesucher*innen: Seid keine Schwammerl und lasst diese Schwammerl in Ruhe!

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