Hidden Headlines: Täter von spektakulär gescheitertem Trafik-Überfall festgenommen

Der Fall hatte über Österreich hinaus für Schlagzeilen gesorgt: Ein Mann überfällt in Graz eine Trafik, fällt dann aber auf einen Trick des Inhabers und einer Angestellten herein. Nun wurde der Tatverdächtige festgenommen.

Dieser Überfall ging gehörig schief... (Symbolbild: Getty Images)
Dieser Überfall ging gehörig schief... (Symbolbild: Getty Images)

Dieser Überfall war ein Reinfall. Erinnern Sie sich? In Graz wollte ein Mann eine Trafik, einen Kiosk also, um die Tageseinnahmen erleichtern. Doch er kam zu spät und ihn bestrafte die Registrierkasse. Angeblich. Der Täter musste sich fügen und ohne Beute von dannen ziehen. Nun wurde der verhinderte Räuber festgenommen.

Wie die österreichische Kronen Zeitung berichtet, hat der 35-Jährige aus dem Bezirk Weiz "umfassend" gestanden, neben der Trafik in Graz weitere Geschäfte, mehrere Tankstellen und ein Wettcafé überfallen zu haben. Als Motiv soll er Geldnot angegeben haben. Verletzt wurde bei den Überfällen laut der Zeitung niemand.

So verlief der spektakulär gescheiterte Trafik-Überfall

Für Schlagzeilen über Österreich hinaus hatte der Tatverdächtige mit dem gescheiterten Überfall auf die Trafik in Graz gesorgt. Die Tat wurde von der Überwachungskamera des Ladens festgehalten, die Aufnahmen von der Grazer Polizei seinerzeit veröffentlicht.

Sie zeigen, wie ein mit Kappe, Sonnenbrille und einem FFP2-Mundschutz maskierter Mann kurz vor 18 Uhr den Laden betritt und an der Kasse vorgibt, einen Wettschein abgeben zu wollen. Dann holt er unvermittelt eine – wie sich später herausstellen wird – falsche Pistole aus seiner Jackentasche und richtet diese auf die Kassiererin mit den Worten: "Ich will das Geld haben."

Machtlos gegen die Technik

Mit der Reaktion der Frau und des ebenfalls in der Trafik anwesenden Inhabers wird der Täter allerdings nicht gerechnet haben. "Jo, genau", sagt die Frau und wendet sich dann an ihren Vorgesetzten. "Chef?" – "Ja." – "Des is a Überfall."

Es folgt ein Gespräch zwischen Räuber, Mitarbeiterin und Inhaber. Dabei geben die Überfallopfer dem Täter zu verstehen: Sie könnten ihm das Geld nicht aushändigen, nach 18 Uhr lasse sich die Kasse nicht mehr öffnen. Der Inhaber: "Um sechs ist nun mal Schluss… Nächstes Mal musst 'ne Stunde früher kommen. Is' leider so."

Sichtlich verdutzt, ratlos und frustriert verlässt der Täter schließlich den Laden.

Wenn er es doch besser gewusst hätte. Denn es stimmte gar nicht. Die Sache mit der sich automatisch abschaltenden Kasse sei ein Trick gewesen, der ihm "spontan" eingefallen wäre, verriet Trafikant Marco Koller wenige Tage nach dem Überfall der Österreichischen Zeitung Standard. "Die [Angestellte] Gitti hat von sich aus gesagt, die Kassa geht nicht auf, und ich habe im selben Moment auf die Uhr geschaut. Da war es gerade Punkt 18 Uhr, und ich habe mir gedacht: Das probiere ich jetzt."

Wie soll man sich bei einem Überfall verhalten? (Symbolbild: Getty Images)
Wie soll man sich bei einem Überfall verhalten? (Symbolbild: Getty Images)

Richtiges Verhalten bei einem Überfall

Der Trick funktionierte, haben sich Koller und seine Angestellte deswegen aber richtig verhalten? Ein Blick auf die Tipps der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes gibt Aufschluss. Demnach sollen Betroffene vor allem

  • kein Risiko eingehen und sich nicht in Lebensgefahr bringen, indem sie etwa Gegenwehr leisten oder um Hilfe rufen.

  • dem Täter genau zuhören und seine Anweisungen befolgen

  • sich passiv verhalten und mit ruhiger Stimme ein unüberlegtes Handeln des Täters verhindern

  • den stillen Alarm erst auslösen, wenn es gefahrlos möglich ist.

  • den lauten Alarm nur auslösen, wenn niemand bedroht ist. Sonst kann die Maßnahme lebensgefährlich sein

  • sich dem Täter nicht in den Weg stellen

  • keine Waffen oder waffenähnliche Gegenstände benutzen, den Täter nicht angreifen und sich ihm nicht in den Weg stellen

So gesehen war das Verhalten des Grazer Trafikanten und seiner Angestellten nicht in allen Punkten richtig. Sie blieben zwar ruhig und griffen den Räuber nicht an. Aber: Dessen Anweisungen befolgten sie nicht. Auch hätte der Täter manche ihrer Äußerungen als Provokation deuten und den "Schmäh", wie die Österreicher sagen, mit der Registrierkasse durchschauen können. Sie gingen also ein Risiko ein.

Auf den Punkt kommt auch Standard zu sprechen: Ob er keine Angst gehabt hätte, dass der Räuber nach dem "frechen Sager" ("Nächstes Mal musst 'ne Stunde früher kommen") hätte ausrasten können, fragt die Zeitung den Trafik-Inhaber. Seine Antwort: "Daran habe ich in der Situation gar nicht gedacht, aber die Atmosphäre war da schon relativ entspannt. Ganz angespannt war es eh nie."