Hidden Headlines: Warum sich manche Niederländer am 29. November Pfannkuchen auf den Kopf legen
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Fröhlichen Pfannkuchentag! Noch nie davon gehört? In den Niederlanden findet die Tradition, sich den Kopf am 29. November mit Pfannkuchen zu schmücken, immer mehr Anklang. Was steckt dahinter?
Hierzulande stapfen im November die Kinder zu Ehren des heiligen Sankt Martin mit Papierlaternen durch die Straßen. In den Niederlanden wird einige Tage später dem Sint Pannekoek gehuldigt - indem man sich einen Pfannkuchen auf den Kopf legt.
Diese Tradition basiert auf der Geschichte des Mönchs Gerrit, der im zwölften Jahrhundert seinen Geburtstag stets mit seiner Leibspeise Pfannkuchen feierte. Im asketischen Kloster reichten die Zutaten allerdings stets nur für einen Pfannkuchen pro Mönch. Am 15. Geburtstag Gerrits litt der Abt während des Festmahls unter der bitterlichen Novemberkälte, also opferte der junge Mönch seinen eigenen Pfannkuchen, indem er diesen auf den Kopf des Abts legte und ihn auf diese Weise wärmte. Daraufhin erschien ihm ein Engel mit einer güldenen Bratpfanne, aus der er Gerrit als Lohn für die selbstlose Tat einen neuen Pfannkuchen auf dessen Kopf gleiten lässt. So und nicht anders steht es im Evangelium von Sint Pannekoek - zu deutsch Sankt Pfannkuchen.
Eine heilige Tradition, die zurückreicht bis ins Jahr... 1986
Sollte diese Geschichte selbst den weniger Bibelfesten etwas seltsam vorkommen, hat dies einen guten Grund: Es handelt sich dabei weder um eine tatsächlich überlieferte Geschichte noch um einen realen Brauch. Stattdessen ist Sint Pannekoek und der dazugehörige Feiertag eine Erfindung des Comicautoren Jan Kruis.
Stop!!! Mensen er is maar een #pannenkoekendag en dat is 29 november #sintpannekoek pic.twitter.com/aRmDKAdrP6
— Johannes Harm Hovinga (@J_H_Hovinga) March 16, 2018
Dieser hat den Begriff erstmals 1986 in einem Comicstrip verwendet, in dem die Mutter einer Familie überlistet wird, Pfannkuchen statt gesundem Gemüse zuzubereiten, indem der Großvater ihr etwas von dem heiligen Sint Pannekoek vorschwindelt. Am Ende findet der verblüffte Vater, gerade von der Arbeit nach Hause gekommen, seine Familie mit Pfannkuchen auf dem Kopf vor und bekommt einen gesegneten Sint Pannekoek gewünscht.
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Aus der falschen Tradition wurde mit der Zeit eine echte. Vor allem mit dem Aufkommen sozialer Medien fanden sich immer mehr Anhänger, die sich am 29. November Pfannkuchen aufziehen und Fotos davon auf Twitter, Facebook und Instagram posten.
Lekker! Met z'n allen #pannenkoeken eten op #SintPannekoek! pic.twitter.com/gDzDNgPjFI
— Maurice Hummel (@MoHummel) November 29, 2014
Der Sint Pannekoek wird immer größer
2016 erweiterte Kruis den Mythos schließlich durch das Evangelium und gründete das Nationale Komitee Sint Pannekoek. In vielen Gegenden der Niederlande wird der Tag mittlerweile regelrecht gefeiert, nirgendwo jedoch mehr als in Rotterdam und Groningen, wo jährlich Festivals abgehalten werden, zu denen die selbstgebackene Kopfbedeckung natürlich nicht fehlen darf.
Darüber hinaus werden Heiligenbilder von Gerrit oder dem Engel verteilt, Spiele gespielt und feierliche Lieder aus den "Pancake Top 25" gesungen werden - vornehmlich abgeänderte oder passende Pop-Songs wie "Turn, Turn, Turn" von The Byrds oder "No Milk Today" von Herman's Hermits.
Today is #SintPannekoek (Saint Pancake) in The Netherlands, a traditional holiday made-up by a cartoonist in 1986 and celebrated widely. 😂 pic.twitter.com/WO3MlWYwjX
— Yuki, 🦴afide (@LabradorYuki) November 29, 2020
Weitere Brauchtümer kann nicht einmal der Erfinder des Tages selbst nennen. "Du legst dir einen Pfannkuchen auf den Kopf, schüttelst der Person neben dir die Hand und sagst: 'Ich wünsche dir einen fröhlichen und gesegneten Sint Pannekoek!' Mehr weiß ich eigentlich auch nicht", zitiert die niederländische Nachrichtenagentur NOS Jan Kruis.
Ein großer Irrsinn mit positivem Nebeneffekt
Nun kann man das ganze für eine große Zeit- und Lebensmittelverschwendung halten, doch die Niederlandistik-Professorin Henriette Louwerse von der University of Sheffield kann dem falschen Brauch im Gespräch mit Sky News etwas Positives abgewinnen. "Mir gefällt die indirekte Kritik an dem 'Heiligtum der Bräuche'. Dass oft suggeriert wird, dass mit dem Ändern dieser Traditionen aus irgendeinem Grund eine tiefgehende Identität gestört wird."
Zudem wird Erlös aus den Veranstaltungen in aller Regel gespendet, beispielsweise an Lebensmitteltafeln. In diesem Sinne: Allen einen gesegneten und fröhlichen Sint Pannekoek!
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