Historischer Fund im Plumpsklo

Mittelalterliches Gefäß in Sachsen gefunden

Dieser alte Kelch wurde in einer ehemaligen Freiberger Latrine gefunden (Bild: Landesamt für Archäologie Sachsen).
Dieser alte Kelch wurde in einer ehemaligen Freiberger Latrine gefunden (Bild: Landesamt für Archäologie Sachsen).

Jahrhunderte lang überdauerte ein altertümlicher Pokal unbeschadet in einer schlammigen Latrine. Nun wurde er ausgegraben.

Eine wertvolle Entdeckung machte unlängst ein Team von Archäologen in der Stadt Freiberg in Sachsen. Unter einem Abrisshaus im Zentrum wurde ein 800 Jahre alter Kelch gefunden – und das in erstaunlich gutem Zustand. Das wäre vor allem damit zu erklären, dass das Gefäß vollkommen luftdicht in dem Plumpsklo begraben gelegen hätte, äußerte sich Grabungsleiter Matthias Schubert (34) im Gespräch mit „Bild“. Daher konnte es auch nicht zu Fäulnis kommen, obwohl das Gefäß aus Holz gearbeitet worden war. Nach Schuberts Erklärungen kommen solche archäologischen Funde nur sehr selten vor. Entsprechend groß war also die Freude über den Pokal aus der Nonnengasse.


Die Ausgrabungsstätte in der Nonnengasse: eine archäologische Schatzkiste (Bild: Landesamt für Archäologie).
Die Ausgrabungsstätte in der Nonnengasse: eine archäologische Schatzkiste (Bild: Landesamt für Archäologie).

Über die Frage, wie ein solches Stück den Weg in ein mittelalterliches Plumpsklo fand, stellte Archäologe Christoph Heiermann (55) einige Vermutungen an: „Vor 800 Jahren war es üblich, dass auch Abfall dort hinein geworfen wurde. Der Müll von einst ist jetzt unser Schatz“. Außerdem war Heiermann der Meinung, der Pokal hätte mit Sicherheit keiner einfachen Familie gehört, sondern wäre wahrscheinlich Eigentum eines Klosters im 13. Jahrhundert gewesen.

Neben dem Kelch wurden außerdem noch viele Haushaltsgegenstände gefunden und weitere neun Latrinen frei gelegt. Vier ausgegrabene Ofenstrukturen und Spuren einer Gartenanlage im Stil des Barock geben darüber hinaus Aufschluss über das Leben zu längst vergangenen Zeiten. Nun soll der Pokal gereinigt und konserviert werden. Damit er dann hoffentlich eines Tages dem Landesarchäologiemuseum Chemnitz zur Verfügung gestellt werden kann.

 

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