Hochzeit hinter Mauern: Assanges Braut kommt am Gefängnis an
Wikileaks-Gründer Julian Assange und seine Verlobte Stella Moris wollen sich im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh das Ja-Wort geben. Das Paar hatte während Assanges Asyl in der Botschaft Ecuadors in London zwischen 2012 und 2019 zusammengefunden und hat zwei Kinder.
An ihrem Hochzeitstag ist die Verlobte des Wikileaks-Gründers Julian Assange Stella Moris im silberfarbenen Hochzeitskleid am Gefängnis erschienen. Als die Braut eintraf, zeigte sie sich gemeinsam mit ihren Kindern und Gästen kurz den anwesenden Fotografen und Unterstützern, wie ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete. Die Hochzeitsgesellschaft traf in mehreren geräumigen Fahrzeugen mit verdunkelten Scheiben ein. Zuvor hatten Unterstützer*innen unter einem mit Blumengirlanden geschmückten Pavillon bereits einen Tisch aufgebaut, auf dem eine mehrstöckige Hochzeitstorte platziert wurde.
Nach Angaben von Unterstützer*innen sind bei der standesamtlichen Trauung hinter den Gefängnismauern nur vier Gäste und zwei Trauzeugen zugelassen. Moris soll ein Brautkleid der Designerin Vivienne Westwood tragen, Assange einen Kilt der Modeschöpferin, der an die schottische Herkunft seiner Familie erinnern soll, wie es in einer Mitteilung hieß. Die Gäste und Trauzeugen müssen das Gefängnis nach der Zeremonie den Angaben zufolge sofort verlassen. Assange und Moris werde lediglich eine kurze Zeit der Zweisamkeit erlaubt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Wikileaks-Kreisen.
Berufungsantrag gegen Auslieferung abgelehnt
Die von Assange und Moris lange geplante Hochzeit wird überschattet von der Ablehnung eines Berufungsantrags beim Supreme Court gegen die Auslieferung des gebürtigen Australiers an die USA. Das oberste britische Gericht hatte eine Berufung in der vergangenen Woche als unzulässig abgewiesen. Nun liegt die Entscheidung bei Innenministerin Priti Patel.
Der Chefredakteur der Enthüllungsplattform, Kristinn Hrafnsson, forderte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf, sich klar auf der Seite Assanges zu positionieren. "Ich bin nicht vollkommen zufrieden", sagte Hrafnsson der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, ob sich die Grünen-Politikerin ausreichend für den Wikileaks-Gründer eingesetzt habe.
Noch im vergangenen September hatte das Team Baerbocks auf die Frage einer Bürgerin auf der Webseite "Abgeordnetenwatch.de" die sofortige Freilassung Assanges gefordert. Hrafnsson rief dazu auf, Druck auf Baerbock auszuüben. "Es sollte nicht ohne Kritik durchgehen, wenn Menschen nicht zu ihrer Unterstützung stehen, nur weil sie eine Machtposition einnehmen", so der Wikileaks-Chef.
Assange drohen in den USA bis zu 175 Jahre Haft
Die US-Justiz will Assange wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Dem 50-Jährigen drohen dort bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft. Vorgeworfen wird ihm, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Seine Unterstützer*innen sehen in ihm dagegen einen investigativen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht gebracht hat und an dem nun ein Exempel statuiert werden soll. Assange sitzt seit rund drei Jahren im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Haft.
Im Video: Julian Assange - Held oder gefährlichster Mann der Welt?