Indisches Dorf wird zu Youtube-Hochburg

Viele Dorfbewohner*innen im indischen Tusli drehen Filme für Youtube und Tiktok. Sie konnten damit offenbar ihr Einkommen verbessern.

Um ein Video für Youtube zu drehen, braucht es nicht viel Equipment
Um ein Video für Youtube zu drehen, braucht es nicht viel Equipment. Foto: Symbolbild / gettyimages

Das Dorf Tusli, im indischen Bundesstaat Chhattisgarh gelegen, ist kürzlich zu gewisser Internetprominenz gekommen. Der Grund: Einige Medien haben darüber berichtet, dass dort viele ihr Geld als Youtuber*innen verdienen.

Halbes Dorf dreht Youtubevideos

Wie unter anderem die indische Nachrichtenagentur ANI berichtet, verdienen mittlerweile rund 40 Prozent der Dorfbewohner*innen Tuslis ihr Geld mit Youtube. Sie befüllen mehrere Dutzend Kanäle auf der Videoplattform.

Der „Kult“ begann bereits vor vielen Jahren mit zwei Freunden: Gyanendra Shukla und Jai Verma. Sie hingen damals ihre Jobs an den Nagel – einer arbeitete bei der indischen Staatsbank (SBI), der andere als Lehrer – und sie begannen Karrieren als Youtuber.

Alte Jobs an den Nagel gehängt

„Ich habe für die SBI als Netzwerktechniker gearbeitet. Mein Büro besaß schon früh eine schnelle Internetleitung, mit der ich Youtube-Videos geschaut habe“, erzählt Shukla im Interview mit ANI. „Das war 2011, 2012, da gab es nur wenige Youtubekanäle und ich war unglücklich in meinem 9-to-5-Job. Deshalb habe ich gekündigt und mich Youtube gewidmet. Heute habe ich viele Follower*innen.“

Anfangs hatten die beiden Freunde noch mit der Aufregung zu kämpfen: Sie waren kamerascheu. Doch das legte sich, als sie eines Tages gefragt wurden, ob sie nicht bei „Ramlila“ mitspielen wollten. Das ist eine tagelange Theateraufführung des Nationalepos Ramyana, in dem traditionell auch die Dorfbewohner*innen miteinbezogen wurden. Nachdem sie dort auf der Bühne standen, änderte sich für die beiden alles und sie begannen, mit mehr Leichtigkeit und Selbstverständnis ihre Videos zu drehen. „Heute produzieren hier fast alle Videos für Youtube und verdienen damit Geld“, sagt Shukla.

Einkommen verdreifacht

Der ehemalige Chemielehrer Verma fügt hinzu: „Viele haben es uns nachgemacht. Mittlerweile es nicht mehr nur Youtube, sondern auch Tiktok und Reels.“ Und das kann durchaus lukrativ sein: Verma hat eigenen Eingaben zufolge sein Einkommen als Contentcreator verdreifacht im Vergleich zu seinem Lehrergehalt.

Nicht nur Männer nutzen die Möglichkeiten, auch Frauen können auf diese Weise Wissen erwerben und weitergeben. Die Youtuberin Pinki Sahu erklärt: „Eigentlich ist es Frauen hier nicht erlaubt, vor die Tür zu gehen. Dank Youtube können wir ihnen aber viel beibringen. Sie lernen so, dass auch die Mädchen etwas leisten und erreichen können.“

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