Israelische Raketen auf der Aida

Der Vorfall hat sich auf der Aida Diva ereignet. (Foto: dpa/Archiv)
Der Vorfall hat sich auf der Aida Diva ereignet. (Foto: dpa/Archiv)


Ein Kreuzfahrtschiff des Unternehmens Aida Cruises ist in den eskalierten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern geraten. Trümmerteile mehrerer abgefeuerter Raketen seien am Montagabend auf das Schiff Aida Diva gefallen, berichtete ein Korrespondent in den ARD-"Tagesthemen" unter Berufung auf einen Fahrgast.

Das Unternehmen teilte in Rostock mit, bei dem Vorfall sei keiner der 2700 Gäste und Crew-Mitglieder verletzt worden. Die auf dem Passagierdeck entdeckten "Kleinstpartikel" hätten keinen Schaden am Schiff angerichtet. Sie könnten nach ersten Einschätzungen von Abwehrraketen stammen.

Hamas-Raketen kommen so weit wie nie

Der Vorfall habe sich beim planmäßigen Auslaufen aus dem israelischen Hafen Aschdod, etwa 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens, ereignet. Das Schiff habe ohne Verzögerung den Hafen verlassen und befinde sich auf dem Weg (Other OTC: WEGZY - Nachrichten) nach Kreta. Der Zwischenfall wurde weder von der israelischen Armee noch von Vertretern der radikalislamischen Hamas bestätigt, die im Gazastreifen herrschen.

Israel und die Hamas beschießen sich seit Tagen gegenseitig mit Raketen und Granaten. Am Montagabend hat die Hamas die Lage mit dem Abfeuern von dutzenden Raketen eskaliert. Nach Angaben der israelischen Armee schlugen im Gaza-Streifen abgefeuerte Raketen bis zu 80 Kilometer tief auf israelischem Boden ein - so weit wie nie zuvor in der jüngsten Eskalation.

Während die israelische Führung in den vergangenen Tagen Signale der Beruhigung ausgesendet und betont hatte, Ruhe werde mit Ruhe beantwortet, bereitete sich die Armee nun auf einen Großeinsatz im Gaza-Streifen vor. Das Sicherheitskabinett beschloss zunächst aber keine Bodenoffensive in das Palästinensergebiet.

Den ganzen Tag über gingen Raketen auf Südisrael nieder. Die Behörden wiesen die Bevölkerung in der West-Negev-Region an, sich nicht weiter als 15 Sekunden vom nächsten Schutzraum entfernt aufzuhalten. Zwischenzeitlich wurde sogar in Außenbezirken der Metropolen Tel Aviv und Jerusalem Raketenalarm ausgelöst. Dies habe sich aber als falscher Alarm herausgestellt, erklärte die Polizei.

Hamas bekennt sich zu Raketenhagel

Anders als bei vorangehenden Angriffen aus dem Gaza-Streifen bekannte sich die in dem Küstengebiet herrschende Hamas diesmal zu dem Geschosshagel auf Israel. In einer Zeitspanne von nur einer Stunde gingen 40 Raketen auf Israel nieder. Zur gleichen Zeit wurden im Gazastreifen sechs Hamas-Mitglieder beerdigt, die am Montag ums Leben gekommen waren. Hamas beschuldigte Israel, die Extremisten ihrer -Kampftruppen bei einem Luftangriff getötet zu haben und kündigte Rache an. Die israelische Armee wies dies aber zurück und erklärte, die Extremisten seien beim Hantieren mit Sprengstoff in einem Tunnel ums Leben gekommen.

Israels Armeesprecher Peter Lerner sagte vor Journalisten, die Eskalation durch die Hamas bedeute, "dass wir uns jetzt auf eine Eskalation vorbereiten." Mehrere Hundert Reservisten waren bereits in den vergangenen Tagen einberufen worden. Insgesamt richten sich die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) darauf ein, bis zu 1500 Soldatinnen und Soldaten zusätzlich in einen Einsatz schicken zu können.

Die Konfrontation mit der Hamas, die seit einigen Wochen auch Teil der palästinensischen Einheitsregierung unter Präsident Mahmud Abbas ist, führt auch innenpolitisch zu einer Krise in Israel. Außenminister Avigdor Lieberman verkündete am Montag den Austritt seiner Partei aus dem Bündnis mit der Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Allerdings wollten er und die anderen Minister seiner ultrakonservativen Partei "Unser Haus Israel" in der Regierungskoalition mit Netanjahu bleiben.

"Eine Situation, in der eine Terrorgruppe Hunderte von Raketen besitzt und jederzeit entscheiden kann, sie einzusetzen, ist inakzeptabel", sagte Lieberman, der seit längerem für ein hartes Vorgehen gegen Hamas plädiert. "Ich weiss nicht, worauf wir warten", sagte Lieberman mit Blick auf die Zurückhaltung Netanjahus. Dieser hatte mehrfach deutlich gemacht, dass er eine Konfrontation mit Hamas zum gegenwärtigen Zeitpunkt vermeiden möchte - auch, um die Spannungen in der von einem islamistischen Vormarsch bedrohten Großregion nicht weiter anzuheizen.