Liefers: "In der DDR wäre ich wahrscheinlich in den Knast gekommen"

Mit seiner Teilnahme an der Kampagne #AllesDichtMachen beschwor Jan Josef Liefers zuletzt eine Kontroverse herauf. In einem Interview hat sich der Schauspieler nun zu der Debatte geäußert.

Jan Josef Liefers, Anzug, Fliege
In einem Interview hat Jan Josef Liefers zur Debatte um die umstrittene Kampagne #allesdichtmachen Stellung bezogen. (Bild: Hannes Magerstaedt/Getty Images)

Auch knapp eine Woche nach der Social-Media-Kampagne #AllesDichtMachen schlägt die gemeinschaftliche Aktion von etwa 50 deutschen Schauspielgrößen, darunter Jan Josef Liefers, hohe Wellen. In einem Interview mit der "Zeit" äußerte sich der "Tatort"-Star nun zur hitzig geführten Debatte, die die Aktion ausgelöst hatte. "In der DDR wäre ich für so ein Video wahrscheinlich in den Knast gekommen", sagte er in Hinblick auf seine Jugend in der DDR. Dort sei er es gewohnt gewesen, "dass es Wind von vorne gibt, wenn man sich zu Politik und Gesellschaft äußert".

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Auch der aktuelle Zustand während der Corona-Pandemie sei "nicht schön", so Liefers, der die Debattenkultur während der Krise als "Bubble-Kampf zwischen Angehörigen verschiedener Meinungsblasen" bezeichnete. Erklärend fügte der 56-Jährige hinzu: "Das Verrückte ist, dass Leute, die tief in solchen Bubbles sitzen, gar keinen Schimmer mehr von der Welt ihrer Nachbarbubble haben." Als Konsequenz beobachte er eine "nahezu totalitären Argumentation, bei der es ums Rechthaben, auch ums Zerstören des anderen Standpunkts geht", argumentiert Liefers.

Auch "Tatort"-Star Ulrich Tukur kritisierte in einem satirisch gemeinten Video die Corona-Maßnahmen. (Bild: Daniel Roland/AFP via Getty Images)
Auch "Tatort"-Star Ulrich Tukur kritisierte in einem satirisch gemeinten Video die Corona-Maßnahmen. (Bild: Daniel Roland/AFP via Getty Images)

 

"Irgendeinen neuralgischen Punkt haben wir berührt"

Außerdem schilderte der Schauspieler seine Sicht auf die emotional geführte Debatte, die #AllesDichtMachen ausgelöst hat. "Mir ist total klar, dass man sie vollkommen daneben finden kann. Aber eins lässt sich auch nicht von der Hand weisen: Irgendeinen neuralgischen Punkt haben wir berührt", so Liefers.

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Am vergangenen Donnerstagabend hatten rund 50 bekannte deutsche Schauspieler - darunter Liefers, Wotan Wilke Möhring, Ulrike Folkerts, Ulrich Tukur und Heike Makatsch - im Rahmen einer Netzkampagne satirische Videos geteilt, in denen sie die Corona-Maßnahmen kritisieren. Es dauerte nicht lange, bis sich in den sozialen Medien Entsetzen über die Aktion breit machte. Während #AllesDichtMachen von zahlreichen AfD-Politikern und Anhängern der "Querdenken"-Bewegung Applaus erntete, kam von vielen Medienschaffenden und Schauspielkollegen der Beteiligten heftiger Gegenwind.

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