"So kommen wir nicht mehr weiter": Mit-Initiator Dietrich Brüggemann verteidigt "#allesdichtmachen"

#allesdichtmachen-Initiator und Regisseur Dietrich Brüggemann äußerte sich beim Nachrichtensender
#allesdichtmachen-Initiator und Regisseur Dietrich Brüggemann äußerte sich beim Nachrichtensender "Welt" über die Missverständnisse, welche die Aktion auslöste. Entschuldigen wollte sich der "Tatort"-Regisseur jedoch keineswegs. (Bild: Welt / Screenshot)

Als Mit-Initiator der umstrittenen Corona-Maßnahmen-Satire "#allesdichtmachen" hat auch "Tatort"-Regisseur Dietrich Brüggemann einiges an Shitstorm abbekommen. Nun verteidigte der Filmemacher die Aktion - und will sich explizit nicht dafür entschuldigen.

Der Regisseur Dietrich Brüggemann ("Tatort: Das ist unser Haus") ist einer der Initiatoren der umstrittenen #allesdichtmachen-Kampagne prominenter Schauspieler, die als Kritik an den Corona-Maßnahmen gewertet und in den vergangenen Tagen vielfach auf das Heftigste diskutiert wurde. Am Montag verteidigte der 45-jährige Filmemacher die Satire-Aktion beim Nachrichtensender "Welt", dem früheren "N24".

Dietrich Brüggemann im Interview beim Nachrichtensender
Dietrich Brüggemann im Interview beim Nachrichtensender

Die Videos würden nicht die Anti-Corona-Maßnahmen selbst kritisieren, sondern jene Art der Kommunikation, "in der die Regierung mit uns spricht", so Brüggemann in dem Interview. "Die Regierung sagt mit diesen Kampagnen: 'Ach, ist doch alles halb so wild. Wir bleiben zu Hause." Dabei würden die Maßnahmen vielen Menschen kaum aushaltbare Härten abverlangen - eine Sichtweise, die dem Filmemacher in der öffentlichen Kommunikation fehlt. "Das Narrativ dieser ganzen Bundeskampagnen ist: Wir müssen zu Hause bleiben - und das ist eigentlich gar nicht so schlimm und sogar ganz nett. Aber wenn du das nicht machst, dann ist die Intensivstation sofort voll. Aber so kommen wir nicht mehr weiter."

Kommentar: Die goldene Himbeere für Satire

Laut Brüggemann müsste die Regierung eine "Blut, Schweiß und Tränen-Rede" halten und den Leuten deutlicher sagen, welche Härten seit über einem Jahr auszuhalten wären. Die Videos der prominenten - und damit "besser gestellten" Schauspieler seien eine Satire-Aktion, die auf folgenden Sachverhalt abziele: "Die Bessergestellten kritisieren genau das, was die Bessergestellten tun. Nämlich aus einer besser gestellten Position heraus zu sagen: Ich bleibe zu Hause und schütze damit mich und andere. Die anpackende Bevölkerung soll mir bitte meine Sachen bringen, die Pizza liefern und so weiter. Wenn die sich dann aber am Wochenende raussetzen, dann mache ich ein Foto auf Twitter und sage: Die sind alle egoistisch. Das ist eine privilegierte Position, aus der ganz oft der Lockdown befürwortet wird. Diese Position haben wir mit privilegierten Leuten persifliert."

Hält den Lockdown für nicht mehr aushaltbar: Regisseur Dietrich Brüggemann plädiert für Öffnungen und eine größere Anerkennung der Härten von Lockdown-Maßnahmen, gerade für die
Hält den Lockdown für nicht mehr aushaltbar: Regisseur Dietrich Brüggemann plädiert für Öffnungen und eine größere Anerkennung der Härten von Lockdown-Maßnahmen, gerade für die

Brüggemann sagte, er wolle sich keinesfalls für die Aktion entschuldigen, betonte aber, dass er nur für sich selbst und nicht für die Gruppe spreche. #allesdichtmachen war auch deshalb in die Kritik geraten, weil AfD, Querdenker und Corona-Leugner den Videos von über 50 Schauspielern öffentlich applaudierten. Prominente Mitwirkende wie Ulrich Tukur, Jan Josef Liefers, Heike Makatsch oder Meret Becker hatten einen Shitstorm für ihre Videos geerntet. Einige Schauspieler hatten sich danach direkt von der Aktion distanziert.

Unabhängig vom Verständnis oder Unverständnis der Satire-Aktion warb Dietrich Brüggemann nun im Welt-Interview dafür, Lockdown-Maßnahmen zurückzunehmen, weil sonst zu viel kaputtginge. "Wir machen jetzt auf, weil wir müssen. Weil wir sonst das Land kaputtmachen." Es ist davon auszugehen, dass auch diese Position umstritten bleiben wird. Ebenso wie das Verständnis der Videos von #allesdichtmachen.

Video: Teilnehmende Stars distanzieren sich von #allesdichtmachen