Reifen zerstochen: Mann bringt zahlreiche Frauen in Lebensgefahr – um sie kennenzulernen

Ein 32-jähriger Japaner wurde verhaftet, weil er einer Frau den Autoreifen zerstochen hat. Sein Ziel: Er wollte ihr später beim Reifenwechsel helfen und sie auf diese Weise kennen lernen.

Über 1.000 Mal hat ein Japaner angeblich die Autoreifen von Frauen zerstochen, um sie dadurch kennenzulernen. (Symbolbild: gettyimages / Brycia James)
Über 1.000 Mal hat ein Japaner angeblich die Autoreifen von Frauen zerstochen, um sie dadurch kennenzulernen. (Symbolbild: gettyimages / Brycia James)

Eine Frau verließ am 11. Juni in der japanischen Stadt Higashiura einen Supermarkt. Sie verstaute ihre Einkäufe, stieg ins Auto und fuhr los. Die Fahrt aber dauerte nur wenige Minuten. Da stellte sie fest, dass mit ihrem Hinterreifen etwas nicht stimmte. Die Frau hielt an und sah, dass sie einen Platten hatte. Während sie noch neben ihrem Auto kniete, stoppte ein zweites Fahrzeug. Ein Mann stieg aus und fragte, ob er ihr helfen könne, den Reifen zu wechseln. Anstatt Dankbarkeit überkam die Frau aber ein seltsames Gefühl: Denn es war ungefähr ein Jahr her, im Juni 2019, da hatte sie eine ganz ähnliche Situation erlebt. Und der Mann, der jetzt neben ihr stand, kam ihr auch so bekannt vor.

Motiv: eine Frau kennenlernen

So hat es diese Woche das englischsprachige Newsblog mit Sitz in Tokio, Soranews24, unter Berufung auf zahlreiche Regionalmedien berichtet. Weiter heißt es in dem Text, dass die 43-jährige Frau, deren Namen nicht genannt wird, den Vorfall der Polizei gemeldet hat.

Die ging dem Verdacht nach und stellte Ermittlungen an. Und entdeckte den angeblich hilfsbereiten Mann auf einem Überwachungsvideo – wie er Minuten bevor die Frau den Supermarkt verließ, ihren Reifen zerstochen hatte. Er musste ihr dann hinterhergefahren sein, um seine Hilfe anzubieten.

Der Mann wurde deshalb jüngst verhaftet und angeklagt. Mittlerweile hat er seine Tat zugegeben. Er erklärte dabei auch sein Motiv: Er wollte die Frau kennenlernen.

Lesen Sie auch: Bundestag macht «Upskirting» zur Straftat

Und zwar nicht nur diese Frau: Die Polizei fand heraus, dass der 32-jährige Mann nicht zum ersten Mal einen Reifen zerstochen hatte und danach den Retter in der Not mimen wollte. Seit dem Jahr 2013 wurde er mit der gleichen Vorgehensweise immer wieder aktenkundig – und auch angeklagt.

Der Mann ist kein Ersttäter

Laut Soranews24 aber nur von einer „Handvoll Frauen“, die sich in dem Zeitraum als Opfer und Klägerinnen gemeldet hatten. Der Mann aber entging stets einer Verurteilung, indem er Entschädigungen zahlte: jeweils 30.000 Yen, umgerechnet etwa 250 Euro.

Bereits im Jahr 2013 gab sein damaliger Anwalt zu Protokoll, sein Mandant habe schon viel häufiger Frauen in Gefahr gebracht, indem er ihre Reifen beschädigte. Der Anwalt schätzte, dass es vermutlich über 1.000 Mal passiert sei. So kam es wohl auch, dass der Angeklagte seinem jetzigen Opfer innerhalb eines Jahres zweimal begegnete und ihr dabei das gefährliche Déjà-vu bescherte. Denn in Higashiura leben nur rund 50.000 Menschen.

Lesen Sie auch: So wehrt sich Ruth Moschner gegen sexuelle Belästigung im Netz