"Jetzt schon?": Spanische Sportlerin lebte 500 Tage unter der Erde – und liebte es

Sie lebte 500 Tage lang in absoluter Dunkelheit, ohne Sonnenlicht und Gesellschaft. Die Höhlenforscherin Beatriz Flamini brach den Weltrekord für die längste Zeit, die eine Person allein in einer Höhle verbrachte.

Beatriz Flamini hatte nach 500 Tagen Gleichgewichtsstörungen und musste gestützt werden. (Bild: Reuters)
Beatriz Flamini hatte nach 500 Tagen in der Höhle Gleichgewichtsstörungen und musste gestützt werden. (Bild: Reuters)

Beatriz Flamini hat 500 Tage lang in einer dunklen Höhle 70 Meter unter der Erde gewohnt und dabei trotzdem so einiges erlebt: Sie bekämpfte Fliegenschwärme, las Bücher und vermisste nach eigener Aussage kein bisschen das Sonnenlicht. Die Elite-Sportlerin und Extrembergsteigerin wollte mehr darüber erfahren, wie der menschliche Geist und der Körper mit extremer Einsamkeit und Entbehrung umgehen können. Überwacht von einem Team von Wissenschaftlern aus den Universitäten von Almería, Granada und Murcia hat die 50-jährige Athletin aus Madrid nun den Weltrekord für die längste Zeit, die eine Person alleine in einer Höhle verbracht hat, gebrochen. Das berichtet der britische "Guardian".

Mental vorbereitet und diszipliniert

Nachdem die Extremsportlerin einem kurzen Check-up von Ärzten und Psychologen unterzogen wurde, musste Flamini schon zu einer Pressekonferenz antreten. Dabei habe sie gedacht, sie ginge kurz mal duschen und dann nach Hause – sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Öffentlichkeit ein so großes Interesse an ihr haben könnte.

Forscher entdecken seltenen Koboldhai: Doch etwas scheint "nicht richtig"

Flamini berichtet auf der Konferenz, dass sie ab Tag 65 das Zeitgefühl verloren hätte. Auf die Frage, wie sie es geschafft hatte, sich so lange geistig gesund zu halten, verwies Flamini auf ihre umfangreiche Erfahrung und mentale Vorbereitung und erklärt: "Ich kam sehr gut mit mir selbst aus." Sie hatte mit sich selbst gesprochen, aber nie laut. Schließlich habe sie die Stille der Höhle respektieren wollen, da sie nicht ihr Zuhause sei.

Zeit für Kreativität

Sie verbrachte ihre Zeit ruhig und zielgerichtet, indem sie las, schrieb, zeichnete, strickte und sich selbst amüsierte. "Ich war dort, wo ich sein wollte, und so gab ich mich der Sache hin", erklärte Flamini. Kurz gesagt: Der Trick sei gewesen, im Hier und Jetzt zu leben.

Das Team sorgte für eine regelmäßige Versorgung von Beatriz Flamini während ihrer 500-tägigen Höhlenmission. Über eine rund um die Uhr mit Kameras überwachte "Sicherheitszone" wurde die Einsiedlerin mit Tonnen von Lebensmitteln, Wasser und Kaffee versorgt. Flamini musste aus Sicherheitsgründen regelmäßig dort vorbeischauen, um zu gewährleisten, dass es ihr gut geht.

Für mehr Geschmack: Japanische Forscher entwickeln elektrische Stäbchen

Flamini gab zu, dass es schwierige Momente gab, aber auch sehr schöne. Auf einem der veröffentlichten Videos ist etwa zu sehen, wie Flamini die Hände verzweifelt vors Gesicht schlägt und sagt: "Was für ein furchtbarer Tag. Ich will nur die ganze Zeit weinen." Ansonsten trieb sie unter Tage Gymnastik, las 60 Bücher und dokumentierte ihren Aufenthalt mittels zweier Go-Pros für einen bevorstehenden Dokumentarfilm.

Abgeschirmt vom Weltgeschehen

Irgendwann habe laut "Guardian" auf der Pressekonferenz jemand den Mut gehabt um zu fragen, wie denn die Toilettensituation in der Höhle gewesen sein. Flamini ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erklärte, dass sie ihre körperlichen Abfälle an der Sammelstelle abgegeben habe. "Es gab keine andere Möglichkeit", sagte sie. "Man muss die Abfälle ja loswerden. Ich habe meine Opfergaben dort deponiert, wie bei den Göttern, und die Götter haben mir Essen hinterlassen."

Während ihrer 500-tägigen Abgeschiedenheit hatte Beatriz Flamini keinerlei Kontakt zur Außenwelt und war somit völlig von Nachrichten abgeschnitten. Sie hatte keine Ahnung, dass während ihrer Zeit in der Höhle der Ukraine-Krieg stattfand oder dass die Coronapandemie mittlerweile vorbei ist. Trotz aller Strapazen sah Beatriz Flamini glücklich aus und sagte, sie würde sofort wieder runtergehen. "Als sie mich holen kamen, dachte ich: 'Jetzt schon? Ich bin doch noch gar nicht mit meinem Buch fertig!'"

VIDEO: Riesenspinne lebt unter der Erde: Neue Art in Australien entdeckt