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Forscher entdecken seltenen Koboldhai – doch etwas scheint "nicht richtig"

An einem Strand in Griechenland wird ein seltener Hai angespült, Wissenschaftler stürzen sich auf das Bild des Funds. Doch irgendetwas scheint an der Geschichte nicht stimmig zu sein.

An griechischen Stränden wird einiges angeschwemmt - aber auch extrem seltene Haie? (Symbolbild: Getty Images)
An griechischen Stränden wird einiges angeschwemmt - aber auch extrem seltene Haie? (Symbolbild: Getty Images)

Koboldhaie – auf Englisch: "goblin sharks" – sind seltene, wenig bekannte Haie, die in Tiefen bis zu 1.350 Metern nachgewiesen wurden, zum Beispiel im Golf von Mexiko, dem Indischen Ozean oder dem westlichen oder östlichen Pazifik.

Und dennoch sorgte das Foto eines Griechen, der ein solch seltenes Exemplar im Jahr 2020 an einem griechischen Strand entdeckte, zunächst für wenig Aufregung. Vielleicht, weil niemand wusste, dass Koboldhaie bislang nicht im Mittelmeer gesichtet wurden? Vielleicht wurde der Fund, der zumindest optisch einem Spielzeug ähnelte, aber auch nicht ernst genommen.

3-D-Bild von einem Koboldhai
Viele Fotoaufnahmen gibt es nicht von lebenden Koboldhaien, die in Tiefen bis zu 1.350 Metern leben. Im Mittelmeer wurden die "goblin sharks" bislang noch nie gesichtet. (Bild: Getty Images)

Hai in Sicht - oder vielleicht doch nicht

Das änderte sich, so berichtet nun die New York Times, als eine Gruppe Forscher auf das Foto aufmerksam wurde: "Das Bild landete in den Händen einer Gruppe lokaler Wissenschaftler, und zwei Jahre später veröffentlichten sie es zusammen mit Aufzeichnungen anderer Arten, die zum ersten Mal im Mittelmeer gefunden wurden." Im Mai 2022 erschien das Foto des vermeintlich griechischen Koboldhais als Forschungsarbeit unter dem Titel "Neue Nachweise von seltenen Arten im Mittelmeer" im Fachjournal Mediterranean Marine Science.

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Ein wenig voreilig, mit zu wenig Recherche am tatsächlichen Objekt, ohne Kontakt zum eigentlichen Finder? Vielleicht, denn tatsächlich zweifelten kurze darauf Haiforscher auf der ganzen Welt die Echtheit des Hais an. "Es sah nicht richtig aus", wird etwa Dr. David Ebert, Autor des Buches „Sharks of the World“, von der New York Times zitiert. Demnach seien mehrere Details an dem Hai ungewöhnlich: "Er ist zu klein, und seine Kiemen sehen nicht so aus, als wären sie tatsächlich offen", sagte er. "Er sieht überhaupt nicht natürlich aus." Auch in in einer Facebook-Gruppe namens "Shark References", in der auch das Ursprungsbild des vermeintlichen Koboldhais gezeigt wurde, wurde heftig diskutiert:

Die Kommentare unter dem Post sind zwischen ungläubig und hysterisch lachend einzuordnen. "Tatsächliche Tiere haben keine Nahtlinie zwischen dem Mund und dem Bauchbereich... Aber ändert ruhig meine Meinung", hieß es da etwa. Und tatsächlich stellten die Mitglieder der Facebook-Gruppe bald eigene Nachforschungen an, um die Herkunft des Hais zu verifizieren:

"Im Zusammenhang mit dem Beitrag über Mitsukurina (Fachbegriff für den Koboldhai, Anm. d. Red.) wurden mir die beiden Bilder zugesandt. Bestätigt dies unsere Zweifel? Entscheidet selbst", betitelten die Moderator:innen der Gruppe eine Bildergruppe, die zum einen den gefundenen Hai, zum anderen einen Spielzeughai des Herstellers DeAgostini zeigte.

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Immerhin: Die Forscher:innen des Originalpapers, die auch von anderen Wissenschaftler:innen für die Veröffentlichung kritisiert worden waren, reagierten inzwischen auf die weltweiten Kommentare und nahmen ihre eigenen Erkenntnisse offiziell zurück: Eine entsprechende "Retraction Note" (deutsch: Rücknahmehinweis) ist in der Onlineausgabe des Journals zu finden.

Eine Leistung hat die missglückte Forschungsarbeit immerhin erbracht: den nämlich, die Aufmerksamkeit auf den Plastikmüll zu lenken, der unsere Meere verschmutzt. Der mache nämlich "alles möglich", zitiert die New York Times einen Wissenschaftler, der die unsaubere Recherchearbeit öffentlich kritisiert hatte. Und noch etwas gelang der Fake-Forschung: in der Branche für den einen oder anderen Lacher zu sorgen und zu beweisen, dass auch unter Tiefseeforschern einige humoristische Highlights warten. Zu sehen zum Beispiel am aktuellen Newsletter der Facebook-Gruppe "Shark References", den einen – Überraschung! – Stofftierhai ziert.