"Judas verbrennen": Oster-Tradition in böhmischen Dörfern
Die alte Tradition, an Ostern einen Judas - der Jesus der Überlieferung zufolge verrraten hat - durch das Dorf zu treiben, findet in 28 Orten in Nordböhmen noch immer am Karsamstag statt.
Frantisek Riha erinnert an den lokalen Ursprung des Brauchtums. Der Bewohner von Nordböhmen sagt gegenüber Euronews: "Die erste Erwähnung dieses Umzugs findet sich in einer lokalen Chronik aus dem Jahr 1893, als ein lokaler Lehrer das Lied schrieb, das noch heute gesungen wird."
"Du musst mit dem Teufel in der Hölle schmoren"
Der Liedtext lautet: "Für den Verrat an deinem Herrn musst du mit dem Teufel in der Hölle schmoren." Ein Jugendlicher wird jedes Jahr vor Ostern als Judas verkleidet.
In diesem Jahr hat es fast zwei Stunden gedauert, um den Schüler Miloslav Hašek ganz in Stroh einzuwickeln. Das Kostüm - das schon Tage zuvor vorbereitet worden war - wog am Ende ganze 15 Kilo.
Miloslav Hašek fühlte sich seltsam in dem Kostüm und konnte sich am Ende kaum noch bewegen.
Sie ziehen von Tür zu Tür und sammeln Eier, Süßigkeiten oder Geld
Mit dem "Judas" ziehen die Sternsinger dann von Tür zu Tür und bitten um Eier, Süßigkeiten oder Geld. Dabei haben die Gruppen junger Burschen unter 15 Jahren klappernde Instrumente dabei.
Organisator David Bacina erklärt: "Das ist seine Strafe. Weil er Jesus verraten hat, wird Judas in Schande durch das Dorf geführt und am Ende verbrannt."
Nach der symbolischen Verbrennung des Judas - also seines Strohkostüms - teilen die Sternsinger den Lohn.
Die Verbrennung hat mit Magie und einem religiösen Naturverständnis zu tun. Es ist eine Art persönliche Frühjahrsreinigung, meint Jiří Skácel, der für Euronews aus der Tschechischen Rebublik berichtet.
Auch in anderen Ländern - wie in Lateinamerika - werden an Ostern Judas-Figuren symbolisch verbrannt.