„Katharina Luther“ – wie viel Wahrheit steckt im TV-Highlight?

Katharina von Bora (Karoline Schuch) und Martin Luther (Devid Striesow). (Bild: MDR/EIKON Süd/Junghans)
Katharina von Bora (Karoline Schuch) und Martin Luther (Devid Striesow). (Bild: MDR/EIKON Süd/Junghans)


Martin Luther – dieser Name sagt wohl jedem etwas. Aber Katharina Luther? Welche Rolle spielte sie? In der ARD läuft heute Abend zum 500-jährigen Reformationsjubiläum das gleichnamige Biopic, das die Frau an Luthers Seite näher beleuchten soll. Doch wie viel Realität steckt hinter der Darstellung?

Der Film zeigt die Realität im noch nicht reformierten 15. Jahrhundert. Katharina von Bora wird als kleines Kind von ihren Eltern an das Augustiner-Chorfrauenstift Brehna verkauft. So weit, so wahr – hatte man früher zu viele Töchter, wurden einige davon ins Kloster gesteckt. Ob Katharina, wie im Film suggeriert, nach 19 Jahren von Martin Luther persönlich zur Flucht aus den heiligen Hallen aufgerufen wird, kann heute niemand bestätigen.

Fakt ist: Sie ist geflohen und hat somit eine Straftat begangen. Wer ein Gelübde abgelegt hat, ist daran gebunden. Außerdem hatten alleinstehende Frauen zu dieser Zeit keine guten Perspektiven. So ist es glaubhaft, dass Katharina und die anderen Nonnen, die 1923 mit ihr fliehen, in Wittenberg beschimpft werden. Die Kirchenflucht stellte die Nonnen nach damaligem Sentiment noch eine soziale Stufe unter Prostituierte.

Martin Luther trifft in Wittenberg auf Katherina. (Bild: MDR/EIKON Süd/Junghans)
Martin Luther trifft in Wittenberg auf Katherina. (Bild: MDR/EIKON Süd/Junghans)


Anschließend wird ihr die Heldenrolle zugesprochen, die sonst immer ihrem Mann Martin vorbehalten bleibt. Denn Martin Luther wird als schüchtern und lebensunfähig gezeigt, während Katharina das Ruder übernimmt und das Haus Luther wirtschaftlich erfolgreich macht. Indem sie ihm unter die Arme greift, kann sich Martin Luther in sein Kämmerlein verziehen. Katharina ist klug, wortgewandt und mutig.

Doch einige Details werden im Film missverstanden oder nicht genug akzentuiert. Dass Katharina Martin in theologischen Fragen Rat gegeben hat, ist unwahrscheinlich – so der Historiker Dr. Martin Treu im Interview mit dem Deutschland Funk. Auch Luthers antisemitische Äußerungen bleiben im Film zwar nicht unerwähnt, werden aber nicht weiter erläutert.

Dennoch: Die Grundcharakteristika beider Protagonisten sind gut getroffen, sagt der Historiker, der bereits zwei Biografien über die Frau an der Seite des Reformators veröffentlichte. Und somit steht einem TV-Vergnügen am 22. Februar um 20.15 im ARD nichts mehr im Wege.