Katja Kipping: Shitstorm nach Auftritt bei "Anne Will"

Dass die Linke zu den Sicherheitsbehörden ein eher schwieriges Verhältnis pflegt, ist nichts Neues. So kritisiert die Partei etwa hartes Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten oder fordert die Auflösung des Verfassungsschutzes. Etwas widersprüchlich mutete da der Auftritt Katja Kipping bei Anne Will an: Die Linken-Vorsitzende nutzte die Talkrunde zum Selbstmord des Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr zum Angriff auf die schwarz-rote Landesregierung ihrer sächsischen Heimat – und versuchte sich in der Rolle der Scharfmacherin. Viel Beifall bekam sie dafür nicht.

Während Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) die – zumindest im Nachhinein betrachtet – mangelnde Überwachung al-Bakrs mit den Persönlichkeitsrechten des Gefangenen rechtfertigte, erklärte Kipping beharrlich, dass der Verdächtige permanent beobachtet hätte werden müssen. Diese ungewohnte Rollenverteilung ließ Talkmasterin Will nicht unkommentiert: “Es wundert mich wirklich, dass sie als Linken-Politikerin hingehen und sagen, Sie würden einem Gefangenen jedwede Privatsphäre, alle Persönlichkeitsrechte nehmen. Hätte ich Ihnen nicht zugetraut!“

Kommentar: Der Tod al-Bakrs ist doppelt tragisch

Kipping sah sich im Laufe der Debatte offenbar zunehmend in die Enge getrieben, und attackierte sogar Will direkt: "Gibt es eigentlich als Mann bei der Redezeit einen Geschlechterbonus bei Ihnen?”, ätzte sie nach längeren Ausführungen von Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU). Für den wenig souveränen Auftritt hagelt es auf Kippings Social-Media-Kanälen seitdem Kritik.

“So was blödes. Ich hoffe sie kriegt ab sofort Fernseh Auftrittsverbot. Verlorene Zeit f d Zuschauer”, kommentierte etwa ein User auf Twitter. Tja Frau Kipping – “Mist wenn man mal wieder nicht vorbereitet ist… Sie geben bei Anne Will erneut eine ganz schwache Vorstellung ab”, schrieb ein Nutzer auf Facebook.

Viele der kritischen Kommentare stammen erkennbar aus dem rechten Lager, doch auch enttäuschte Linken-Wähler äußern ihren Unmut über Kippings Auftritt. “Frau Kipping, ich schätze Sie sehr, aber was Sie heute bei Anne Will abgelassen haben war entgegen allem was ich bisher von Ihnen gehört habe, Wahlkampf, Populismus pur”, heißt es in einem weiteren Beitrag. “Hätte die Justiz in diesem Fall gehandelt wie Sie es heute Abend gefordert haben, wären Sie die erste gewesen die auf die Barrikaden gegangen wäre. Heuchelei pur, sorry!”

Nur ganz vereinzelt gibt es auch Lob: “Kompliment an Frau Kipping. Endlich Klartext!”, heißt es in einem Tweet.

Bild: dpa

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