Kein Eis mehr für Nachtschwärmer: Mailand plant generelles Takeout-Verbot in der Nacht
Das Verkaufsverbot von Speisen und Getränken zum Mitnehmen soll jeweils ab Mitternacht in den beliebten Ausgehvierteln gelten.
Zugegeben: Zunächst klingt die Idee, nach dem Restaurantbesuch in der Mailänder City kein Eis "to go" mehr kaufen können, nach einem ernsthaften Aufreger. Schließlich hat der Bürgermeister von Mailand, Giuseppe Sala, in den geschäftigen Ausgehvierteln der Stadt ein Verbot für den Verkauf von Speisen und Getränken zum Mitnehmen in den Abend- und Nachtstunden verhängt. Betroffen sind Restaurants mit Takeout-Menü ebenso wie Eiscafés, Kioske und sogar Automaten, die Snacks und Getränke vertreiben.
Die Uhrzeiten jedoch, ab denen das Verbot gilt, scheinen relativ human: vom 17. Mai bis 4. November an Werktagen ab 00.30 Uhr und an Wochenenden von 1.30 Uhr bis 6 Uhr morgens. Lediglich Straßenhändler müssen schon ab 18 Uhr ihre Kassen dicht machen.
Keine Speisen und Getränke von Mitternacht bis 6 Uhr morgens – damit Anwohner schlafen können
Der Hintergrund ist zudem verständlich: Anwohner hatten sich massiv über den Lärm und die zunehmende Kriminalität in den Partyvierteln beschwert. Das Verbot soll die zumeist jungen Menschen von den Straßen fernhalten. Bei ihrer Regelung hat die Stadtverwaltung eine saubere Linie gezogen: Nur die beliebten Ausgehgegenden Arco della Pace, Brera, Cesariano, Corso Como, Darsena und Navigli, Garibaldi, Isola, Lazzaretto, Melzo, Nolo, Sarpi und Tessin sind von dem Verbot betroffen.
Nicht nur die Eisverkäufer sind entrüstet
So verständlich das Ansinnen der Anwohner ist, die zumindest nach Mitternacht noch ein paar Stunden ruhigen Schlafs bekommen wollen, so nachvollziehbar scheint auch die Reaktion der Einzelhändler: "Was macht die italienische Durchschnittsfamilie im Sommer? Sie geht nach dem Abendessen spazieren und holt sich ein Eis", wird Marco Barbieri, der Vorsitzende des Mailänder Departments des italienischen Einzelhandelsverbands, unter anderem vom britischen Guardian zitiert. Da in den südlichen Ländern Europas gerne erst zwischen 20 und 22 Uhr zu Abend gegessen wird, könnte es mit dem Eis im Anschluss tatsächlich eng werden.
Wirtschaftliche Folgen des Verbots bleiben abzuwarten – und ein Erfolg scheint fraglich
Ob das Verkaufsverbot den gewünschten Erfolg in Form von Ruhe und Ordnung bringt, bleibt abzuwarten. Ebenso die Frage, welche Folgen die ausbleibenden Umsätze in den Nachtstunden haben werden. Denn auch wenn besonders in den späten Abendstunden das fragliche Klientel vielleicht von den Straßen in die Bars gespült werden wird, werden diese ihre Öffnungszeiten sicher nicht endlos verlängern können.
Doch wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg – laut Sky News hat die Mailänder Bevölkerung noch bis Anfang Mai Zeit, Gegenvorschläge einzureichen. Vielleicht nehmen die Partywütigen ihr Getränk künftig wieder von zu Hause mit oder verlegen das abendliche "Vorglühen" in die Privatwohnungen – eine kräftige Portion Spaghetti Bolognese inbegriffen. Alle anderen können sich mit der Gewissheit trösten, dass allzu spätes Essen und Trinken Ernährungswissenschaftlern zufolge sowieso nicht mehr gesund ist. In diesem Sinne: Buona notte, Milano!
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