Kilmaprotest: Das sinkende Haus in der Themse

Normalerweise sind Häuser mit Wasserblick sehr begehrt in London. Dieses hier zeigt allerdings, wie das Leben an der Themse bei zunehmendem Klimawandel aussehen könnte. (Bild: Ollie Millington/Getty)
Normalerweise sind Häuser mit Wasserblick sehr begehrt in London. Dieses hier zeigt allerdings, wie das Leben an der Themse bei zunehmendem Klimawandel aussehen könnte. (Bild: Ollie Millington/Getty)

Es ist ein eindrückliches Bild. Ein kleines Einfamilienhaus versinkt schräg in der Themse mitten in London. Was heute noch eine Protestaktion von “Extinction Rebellion” ist, könnte ein Ausblick in eine schreckliche Zukunft sein.

“Extinction Rebellion” hat sich in diesem Jahr neben den vielbeachteten “Fridays for Future”-Demonstrationen als zweite große Klimabewegung etabliert. Dabei setzt die Gruppe, die ihre Anfänge in England hatte, auf radikalere Protestformen. Oft riskieren die Demonstrierenden bei Blockaden die Festnahme durch die Polizei. Allein im Aktionsmonat Oktober hat die Londoner Polizei 1400 Aktivisten von “XR” verhaftet. Der stets friedliche Protest hat immer auch die Funktion, aufwühlende Bilder zu schaffen. Das ist der Gruppe jetzt mit einer spektakulären Aktion in London einmal mehr gelungen. Sie versenkten ein Haus mitten in der Themse mit direktem Ausblick auf die berühmte Londoner Tower Bridge.

“Unser Haus wird überflutet”

Die Aktion hieß "Our House is Flooding" - “unser Haus wird überflutet” also. In einem öffentlichen Statement der Gruppe hieß es: “Dies ist wieder einmal ein Versuch, ein SOS an die Regierung zu schicken wegen ihrer Untätigkeit beim Klima.” Mit dem sinkenden Haus solle die Aufmerksamkeit auf die Gefahr gelenkt werden, der Menschen bei steigendem Meeresspiegel und zunehmendem Klimawandel ausgesetzt seien. Erst im September hatte die UN eine Studie veröffentlicht, die nachweist, dass der Meeresspiegel in den kommenden Jahrhunderten kontinuierlich ansteigen wird. Schon bis zum Ende dieses Jahrhunderts werden die Meere laut der Studie höchstwahrscheinlich zwischen 30 und 60 cm ansteigen. Weit mehr, als bisher angenommen. Dann wären ganze Küstenregionen überflutet und auch Städte wie New York oder Hamburg direkt betroffen. Doch für das angestrebte Klimaziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, tun die G-20-Staaten laut aktuellem „Brown to Green“-Report von Climate Transparency zu wenig.

In England gibt es gerade ganz aktuelle Anlässe, die bildlich vor Augen führen, wie das aussehen könnte. Nach heftigen Regenfällen gibt es landesweit mehr als 50 Überschwemmungen, vor allem in Yorkshire und den Midlands mussten zahlreiche Häuser evakuiert werden. "Wenn man die furchtbare Realität des vorhergesagten Meeresspiegel-Anstieges betrachtet, war unsere Aktion vielleicht unnötig,” schreibt “Extinction Rebellion” in dem Statement weiter und nimmt Bezug auf die überfluteten Regionen, in denen “unsere Häuser, unsere Geschäfte und unsere Familien in sehr realer Gefahr schweben”. Ohne jetzt einzugreifen, um den Verlust der Biodiversität zu verhindern und CO2-Emissionen auf Null zu reduzieren, würden sich diese Tragödien in jedem Fall noch weiter verschlimmern. Der umstrittene Premierminister Boris Johnson hingegen fand bisher nicht, dass die Überflutungen Anlass gäben, einen nationalen Notstand auszurufen.