Kimmich klärt auf: Das meint Kroos mit seiner Kritik

Joshua Kimmich kritisierte wie Toni Kroos die Berichterstattung der vergangenen Tage

Nach dem dramatischen Sieg gegen Schweden überschlugen sich die Medien mit Lobeshymnen.

"Ihr seid Kroos-artig", titelte etwa die Bild-Zeitung, "Kroos rettet Deutschland", schrieb die Welt am Sonntag und die Süddeutsche Zeitung huldigte dem Matchwinner mit der Schlagzeile "Per Eiseskälte zum perfekten Schuss".

Nach der enttäuschenden 0:1-Auftaktniederlage gegen Mexiko war der mediale Tenor noch ein gänzlich anderer. Von allen Seiten prasselte heftigte Kritik auf das DFB-Team ein.

Toni Kroos hatte daher euphorisiert von seinem späten Geniestreich zum 2:1 das Bedürfnis, ein paar Dinge geradezurücken. "Man hatte das Gefühl, relativ viele Leute in Deutschland hätte es gefreut, wenn wir heute rausgegangen wären. Aber so leicht machen wir es ihnen nicht", sagte Kroos in der ARD.

In den Katakomben des Fisht-Stadions von Sotschi legte er nach: "Ich hatte das Gefühl, dass alles, was man irgendwo gelesen hat, extrem negativ war. Bei mir kommt so ein Gefühl an, dass immer ein bisschen Schadenfreude mit dabei ist, wenn man etwas kritisieren kann."

Kimmich erklärt Kroos' Kritik

Was der Mittelfeldstratege von Real Madrid damit meinte, präzisierte Joshua Kimmich.

"Wir repräsentieren unser ganzes Land. Da stehen 82 Millionen dahinter. Wenn man das in der Presse verfolgt, ist es heftig, was da abgeht und wie das alles angeheizt wird. Wenn wir dieses große Ziel erreichen wollen, sollten wir alle an einem Strang ziehen", forderte der Bayern-Verteidiger im Gespräch mit SPORT1.

Wie Kroos war auch Kimmich die Berichterstattung in den vergangenen Tagen zu negativ. "Man hat nicht das Gefühl, dass das ganze Land hinter einem steht. Der Zuschauer vielleicht schon, aber was die Presse angeht, bekommt man einen anderen Eindruck."

Illgner widerspricht Kroos und Co.

Bis zu einem gewissen Maß müsse ein Nationalspieler die mediale Kritik aber auch aushalten können, meint Bodo Illgner. "Das Missverständnis in einer Mannschaft ist, dass man die Reporter manchmal für Freunde hält - und dann ist man überrascht, wenn von diesen Leuten Kritik kommt", sagte der frühere DFB-Keeper im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1. Spieler wie Kroos oder Kimmich würden "glauben, Journalisten und Experten müssten immer nur loben und alles unterstützen".

Dabei sind kritische Worte für Kimmich durchaus legitim, schließlich werden auch innerhalb der Mannschaft die Mankos offen und ehrlich angesprochen. "Es gibt aber einen Unterschied zwischen produktiver Kritik und darin, auf den Zug der Kritik aufzuspringen. Es ist auch so, dass sich viele Experten zu Wort melden und das Ganze anheizen. Das ist unnötig", fügte Kimmich hinzu.

Wieder positive Schlagzeilen gegen Südkorea?

Um die allgemeine Stimmung wieder ins Positive zu lenken, war der Erfolg gegen Schweden jedenfalls eminent wichtig. Am Mittwoch gegen Südkorea hat das DFB-Team (16 Uhr im LIVETICKER) das Weiterkommen wieder in der eigenen Hand. Dass gleichzeitig schon wieder von den nun gestiegenen Chancen auf die Titelverteidigung geschrieben wurde, ging für Kimmich aber doch wieder einen Schritt zu weit.

"Es kann einen Knoten lösen", sagte Kimmich, "aber ich persönlich denke noch nicht dran, Weltmeister zu werden. Wir müssen jetzt erstmal ins Achtelfinale kommen."

Auch um weiter positive Schlagzeilen zu produzieren.

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