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Kindesmissbrauch: Restaurantleiterin rettet Jungen mit Geheimbotschaft

Weil ihr das Verhalten einer Familie im Umgang mit einem kleinen Jungen verdächtig vorkam, schrieb eine Restaurantleiterin eine Geheimbotschaft an ihn. Aufgrund seiner Antwort rief sie umgehend die Polizei.

Mit dieser Nachricht hat eine Restaurantleiterin einem Jungen geholfen, der vermutlich wiederholt Opfer von Kindermissbrauch geworden ist. Foto: Twitter / Orlando Police
Mit dieser Nachricht hat eine Restaurantleiterin einem Jungen geholfen, der vermutlich wiederholt Opfer von Kindermissbrauch geworden ist. Foto: Twitter / Orlando Police

Einer Restaurantleiterin kam das Verhalten eines Jungen, der mit seiner Familie am Neujahrsabend zu Gast war, seltsam vor. Deshalb hat sie ihm insgeheim eine Botschaft geschrieben, ob er Hilfe brauche. Aufgrund seiner Antwort rief sie umgehend die Polizei.

Der Name der Frau ist Flaviane Carvalho, sie arbeitet im Restaurant „Mrs. Potato“ in Orlando, im US-Bundesstaat Florida. Während ihrer Schicht am ersten Januar fiel ihr eine Familie auf: Vater, Mutter, zwei Kinder. Alle aßen, außer dem älteren Jungen.

Carvalho dachte deshalb, es sei ein Fehler unterlaufen und der Junge habe sein bestelltes Gericht nicht erhalten. Also fragte sie nach, ob alles in Ordnung sei und ob der Junge noch auf sein Essen warte. Nein, alles bestens, sagte der Vater. Und der Junge würde später zuhause essen.

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Geht es dir gut?

In dem Augenblick sah Carvalho den Jungen genauer an und bemerkte einen großen Kratzer zwischen seinen Augenbrauen, außerdem Blutergüsse auf seinen Armen. Ihr kam ein schrecklicher Verdacht und sie begann, die Familie genauer zu beobachten. Der Junge kam ihr sehr in sich gekehrt und traurig vor.

Das alles berichtete sie vergangene Woche auf einer Pressekonferenz der Polizei von Orlando. Ein kurzer Mitschnitt wurde auch auf Twitter veröffentlicht. Darin erzählt Carvalho, wie sie dann ihrem Verdacht gefolgt ist und eine Frage auf ein Blatt Papier kritzelte. Sie stellte sich damit in den Rücken der Eltern und zeigte es dem Jungen: „Geht es dir gut?“ stand darauf. Der Junge nickte.

Die Polizei greift ein

Aber das überzeugte Carvalho nicht.

Nur Minuten später verfasste sie eine zweite Nachricht:

„DO YOU NEED HELP?“ „BRAUCHST DU HILFE?“

Sie stellte sich wieder hinter die Eltern, damit nur der Junge sie sehen konnte. Er blickt hoch, las und dieses Mal nickte er. Sofort lief Carvalho in den privaten Bereich des Restaurants und wählte den Notruf. Das Telefonat wurde ebenfalls zum Teil veröffentlicht. Darin sagt Carvalho: „Ich mache mir große Sorgen und weiß nicht, was ich tun soll. Können Sie mir helfen? Hier ist ein Junge mit Blutergüssen, der nichts isst.“

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Nur Minuten später traf die Polizei ein und nahm sich der Situation an. Noch vor Ort befragten sie die Familie und führte diese anschließend ab. Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei dem Mann um den Stiefvater des Jungen. Laut Polizei hat er dem 11-jährigen Jungen wiederholt Gewalt angetan: So hat er ihn angeblich an einer Tür aufgehängt, mit einem Besen geschlagen und mit Handschellen gefesselt. Auch wurde dem Jungen angeblich Essen vorenthalten – zur Bestrafung.

Nach Untersuchungen: Anklage erweitert

Der Junge wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Untersuchungen bestätigten die Blutergüsse in Gesicht und an den Armen des Jungen, außerdem wurde ein Untergewicht von rund zehn Kilogramm festgestellt. Infolgedessen wurde der Stiefvater wegen Kindermissbrauch angeklagt. Mittlerweile sitzt er in Untersuchungshaft.

Zwischenzeitlich hat sich auch das zuständige Kinder- und Familienamt dem Fall angenommen und ebenfalls den Jungen besucht und befragt. Dabei tauchten weitere angebliche Missbrauchsvorfälle auf, weshalb eine Sonderheit für besonders schutzwürdige Opfer von Gewalt hinzugezogen wurde.

Auf Basis der Untersuchungen wurde die Anklage erweitert: Der Stiefvater wird nun angeklagt wegen wiederholtem schweren Kindesmissbrauch und Vernachlässigung der Fürsorgepflicht. Die Mutter des Jungen wurde ebenfalls angeklagt aufgrund von Vernachlässigung der Fürsorgepflicht, weil sie zu keinem Zeitpunkt eingeschritten ist und ihr Kind vor ihrem Mann beschützt hat.

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Spendenaufruf sammelt Geld für Heldin

Flaviane Carvalho wird seither, vor allem in sozialen Netzwerken, als Heldin gefeiert, die „nicht weggesehen hat“ und somit ein Kind retten konnte. Ein Spendenaufruf, der vor drei Tagen auf gofundme online gestellt wurde, sammelte bislang über 35.000 Euro sein. Die Summe soll Carvalho zugute kommen.

Auch die Polizei von Orlando bedankte sich für ihr Eingreifen. Im Interview mit People sagte ein Polizeibeamter: „Dieses Kind wurde gefoltert. Hätte Frau Carvalho nicht eingegriffen, wäre der Junge vermutlich nicht mehr lange am Leben gewesen.“