Kinoplakate ohne Frauenköpfe

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Ein verführerisch nach hinten gereckter Frauenpo, ein nackter Rücken, ein Dekolleté, eine Shorts, unter der ein gelber Slip hervorblitzt, ein mit Rosenblüten bedeckter Frauenschritt, rot geschminkte Lippen: Wer sich durch die Bilder des Blogs „Headless Women of Hollywood“ klickt, bekommt den Eindruck, dass in Hollywood die Angst vor Frauengesichtern umgeht.

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Auf vielen Filmplakaten wird der weibliche Körper vor allem aus der „sexy Sicht“ inszeniert. Vollbusig, langbeinig, mit kurzem Rock und meist fast nackt sind die hier gezeigten Frauenbilder. Köpfe sucht der Betrachter in allen Fällen vergeblich. Vielleicht würde dies zu sehr vom Wesentlichen ablenken – zumindest nach der Logik von „Sex sells“?

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Initiatorin der Webseite ist Marcia Belsky, eine US-amerikanische Stand-up-Comedienne. Sie will mit ihrem Blog „Aufmerksamkeit auf die (…) Entmenschlichung von Frauenbildern in Film, TV, auf Buchcovern und in der Werbung lenken“. Interessant an Belskys Übersicht ist, dass die Sexualisierung der Frau genreübergreifend geschieht. Ob nun Blockbuster („The Wolf of Wallstreet“) oder Independent-Film („Under the skin“) – das gepflegte „Kopfabtrennen“ scheint Usus in den Grafikabteilungen zu sein.

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Belsky erklärt sich diese Praxis wie folgt: „Die Fragmentierung von Frauenkörpern mit Fokus auf Brüsten, Po und Lippen trennt die sexuell aufgeladenen weiblichen Körperteile von der Frau in ihrer Ganzheit ab“. Infolge dessen gerät der Betrachter nicht in einen moralischen Konflikt, sondern kann sich gänzlich an der Fleischbeschau erfreuen.

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Belsky steht mit ihrem Vorstoß gegen die Sexualisierung von Werbung nicht alleine da. Die Werbeagentur „Badger & Winters“ hat in den vergangenen Monaten für die Kampagne „Womennotobjects“ viel Zuspruch erhalten. In einem Video, das im Rahmen der Kampagne produziert wurde, werden die Folgen der Sexualisierung und der Vermittlung unrealistischer Körperideale für Frauen eindringlich thematisiert. In Deutschland wird derzeit ein Gesetzesentwurf von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) diskutiert, der vorsieht, Plakate, auf denen Männer und Frauen auf Sexualobjekte reduziert werden, zukünftig zu verbieten.

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Bilder: Tumblr/Headless Women of Hollywood