Knackige Witze, kurze Röcke: US-Komödiantin Schumer im Kino

Amy Schumer als Amy in einer Szene des Films «Dating Queen». Die Komödie kommt am 13. August in die deutschen Kinos. Foto: Mary Cybulski/Universal Pictures/dpa

Blonde Haare, blaue Augen und häufig hammerharte Witze über Sex auf den Lippen: Das ist Amy Schumer. Die Röcke ein bisschen zu kurz, der Ausschnitt tief und zugleich das neue Gesicht des Feminismus in den USA.

Die 34-jährige New Yorker Komödiantin lässt sich nicht einfach in eine Schublade stecken. Der einzige sicher richtige Stempel ist der einer selbstbewussten Powerfrau auf dem Höhepunkt des Erfolgs. In Deutschland noch ein Geheimtipp, feiern ihre US-Fans Schumer als Star, der im Internet ebenso wie in der TV-Comedy-Serie «Inside Amy Schumer» (seit 2013) im US-Kanal Comedy Central Beziehungsfragen und Rollenklischees mit trocken-bösem Humor aufspießt. 2015 scheint nun vollends ihr Jahr zu werden.

Für das Magazin «Time» gehört sie zu den 100 einflussreichsten Menschen. Im Sommer lächelte sie von den Covern zweier sehr unterschiedlicher US-Blätter: In der Frauenzeitschrift «Glamour» präsentierte sie sich im baby-blauen Kleid und im Männermagazin «GQ» in sexy Posen mit «Star Wars»-Figuren wie R2-D2. Zugleich lief ihr Film «Dating Queen» (Original: «Trainwreck»/Deutschland: 13. August) an. Selbst in einer normalen Nachmittagsvorstellung in Washington gibt es für die romantisch-satirische Liebesklamotte Szenenapplaus und fröhliches Lachen - von Männern und Frauen.

«Ich rede über das Leben und über Sex und ganz persönliche Dinge und Sachen, mit denen jeder etwas verbinden kann - und einige können's eben nicht», so beschreibt Schumer ihre Themen. In den Sketchen und Stand-ups geht es um gescheiterte Diäten, Licht oder kein Licht beim Sex, Kindererziehung oder eine Prinzessin, die bei der Wahl des Prinzen in Schwierigkeiten gerät.

Mal spielt Schumer sich selbst, dann wieder schlüpft sie in die Rollen von Anti-Figuren: etwa wenn sie sich die Missbrauchsvorwürfe gegen Bill Cosby (78) vornimmt. In einer fiktiven Gerichtsszene parodiert sie eine Verteidigerin des Komikers. Mit einem Appell, dass doch alle lustige Shows lieben, und mit Geschenken will sie die Geschworenen auf ihre Seite ziehen. Dafür lässt Cosby ihr als Dank Champagner schicken - den sie wegkippt aus Angst vor Drogen im Alkohol.

Das Spiel mit eigenen Erfahrungen und fremden Rollen, das Springen zwischen Biografischem und Fiktion gehört zu Schumers Stärken. Das gilt auch für den von ihr geschriebenen Film «Dating Queen». Dessen Hauptfigur ist eine Journalistin mit vielen One-Night-Stands, die sich plötzlich ganz spießig verliebt. Sie heißt - wie wohl?: Amy. Gespielt von Amy Schumer.

Im Kinostück tritt zudem eine Schwester auf. Die echte Schwester, Kim Caramele, arbeitet mit Schumer bei Texten und Produktion eng zusammen. Wie in der Realität ist der Kino-Vater an Multipler Sklerose erkrankt. Außerdem schart sie hier wie dort Freunde um sich: etwa die britische Oscar-Gewinnerin Tilda Swinton (54). «Ich fühle mich am glücklichsten, wenn ich mit Freunden zusammen bin und wenn ich richtig hart arbeite», erzählte Schumer der «Glamour».

Betroffen zeigte sich die 34-Jährige, als es während ihres Films im Bundesstaat Louisiana zu einem Amoklauf kam. Dieses Schießen müsse aufhören, sagte sie. Als Folge unterstützt sie den Ruf nach schärferen Waffengesetzen des New Yorker Senators Chuck Schumer, mit dem sie verwandt ist.

Aufgewachsen ist die Komödiantin, die am 1. Juni 1981 geboren wurde, im Raum New York. Ihre ursprünglich wohlhabende Familie mit den zwei Mädchen und einem Bruder, so erzählt sie oft, sei durch die Krankheit des Vaters verarmt und in die Krise geraten. Dieser Schock und der Rückhalt durch ihre Mutter prägten sie bis heute. Beruflich boxte sie sich seit dem Theater-Studium in den vergangenen zehn Jahren mit Bühnenshows, TV-Auftritten und beim Film auf die harte Tour hoch.

Dass sie dabei mit ihrem teils derben Humor für viele zur Feminismus-Ikone wurde, habe sie überrascht. Einige Kritiker finden ihre Witze denn auch eher flach und ihr Programm auf eine weiße Mittelschicht zugeschnitten. «Ich strenge mich nicht an, um feministisch zu sein. Ich bin es einfach», sagt sie selbst. Was sie damit meint: Sie will Frauen zum Nachdenken über sich bringen, sie mutig machen: «Ich möchte, dass sie sich gut fühlen in ihrer Haut. Ich möchte sie stärken, ihre Stimme zu erheben und sich nicht zu entschuldigen.» Auch nicht für zu kurze Röcke.