Kommentar: 5 Gründe, warum der Gipfel zwischen Donald Trump und Kim Jong Un glückte

Historischer Moment: Kim Jong-un und Donald Trump unterzeichnen ein Abkommen (Bild: AP Photo/Evan Vucci)
Historischer Moment: Kim Jong-un und Donald Trump unterzeichnen ein Abkommen (Bild: AP Photo/Evan Vucci)

Donald Trump und Kim Jong-un unterzeichnen ein Abkommen – ein historisches Ereignis. Wie kam es zu diesem Erfolg?

Ein Kommentar von Jan Rübel

Noch ist nicht ganz klar, welche Inhalte dieses Abkommen hat. Aber allein dass es die Tinte zweier Staatsoberhäupter trägt, ist ein Segen. Ein jahrzehntelanger Konflikt erblickt endlich die Chance auf Entspannung, die Gefahr eines Atomkrieges wird kleiner – und am Ende könnte gar, in fernerer Zukunft die Wiedervereinigung der beiden Koreas anstehen.

Dass sich US-Präsident Donald Trump und Kim Jong-un in Singapur trafen und auf ein Abkommen einigten, ist ein Erfolg für beide und für die Welt. Diese fünf Gründe sind dafür verantwortlich:

1. Donald Trumps Eskalationsstrategie zog

Was hatten die beiden sich mit Schimpfworten überzogen. Doch wie bei einem Paar, bei dem auf einen heftigeren Streit eine eben auch intensivere Versöhnung folgt, ermöglichte dieser Druck nun die erste Annäherung überhaupt. Trump zeigte sich gegenüber dem Diktator stark und drohend, verwies gar auf das „hübsche“ Atomwaffenarsenal der USA.

2. Die Nachbarn zogen mit

Ein weiterer Erfolg Trumps ist, dass er endlich China davon überzeugte, gegenüber Nordkorea gemeinsam mit den USA an einer Drohkulisse zu basteln. Von Beginn des Regimes an, seit über 70 Jahren, ist China der schützende Patron Pjöngjangs. Daher fruchteten auch die bisherigen Sanktionen gegen Nordkorea kaum, weil der übergroße Nachbar sie hintertrieb. Doch Kim Jong-uns Raketenmanöver veranlassten Peking zu einem Umdenken.

3. Nordkorea ist nun ein Atom-Player

Nicht zu vernachlässigen ist, dass Nordkorea auch seit kurzem erst in der Lage ist, zu verhandeln. Denn um zu spielen, braucht man ein Blatt. Dieses hat das Regime erst seit einiger Zeit: Atomwaffen und die Fähigkeit weitere zu bauen. Fieberhaft hatte man daran gearbeitet – und die Atomwaffen sind für das Regime wie Joker. Weniger um Zerstörungswut oder Allmachtphantasien geht es dem Diktator, sondern um Absicherung. Kim Jong-un weiß, dass sein Regime wackelt. Eine Isolation wie die, in der Nordkorea existiert, muss irgendwann enden. Und die Freunde werden mit der Zeit auch nicht mehr, sondern weniger. Mit den Atomwaffen kann Kim nun über die Zukunft seines Regimes verhandeln.

4. Trump durfte Dealmaker spielen

Nein, er ist kein Meister im Verhandeln. Trump bleibt Master of Disaster. Denn die Notwendigkeit schneller Änderungen der Situation des isolierten Nordkoreas manövrierten Kim Jong-un als einzigartigen Diktator in eine einzigartige Lage: als passender Sparringpartner für Trump. Kim kann nur gewinnen. Und bei anderen Regierungschefs würde die Trumpsche Strategie des Drohens und Verhöhnens auf Granit stoßen; jüngst zu besichtigen beim gescheiterten G7-Gipfel in Kanada: Trump überzeugte die anderen sechs nicht gerade.

5. Miteinander reden hilft

Trumps Sprunghaftigkeit erwies sich hier als Vorteil. Da wurden so viele Worte im Vorfeld gewechselt, auch absurde, dass alles als möglich gedacht wurde. Und das Treffen in Singapur zeigt, dass Begegnungen auf Augenhöhe produktiv sind. Diese Impulsivität könnte Trump auch mit anderen ausprobieren: Wie wäre es, wenn er sich demnächst mit Irans Machthaber Chamenei auf ein Date verabredet? Vielleicht findet man sich plötzlich megasympathisch und handelt das beste Abkommen der Welt miteinander aus. Trumps Eskalations- und Umarmungstaktik könnte also weitere Anwendung finden, aber nur bei autokratischen Herrschern. Demokratisch legitimierte sind immun dagegen.

Einen sechsten Punkt sparen wir uns, aus lauter Optimismus. Denn mit Trump wissen wir auch, dass Papier nichts zählt. Was immer er mit Kim Jong-un ausgehandelt hat – morgen könnte es schon entwertet sein, könnte eine andere Laune Trump treiben. Denn aus „America First“ wird nie „World First“.

Im Video: Politologe über Trump: “Er provoziert wie kleine Diktaturen”