Kommentar: Der Regen rettet uns nicht

Nach der Hammerhitze am Wochenende ist in der Früh der Regen gekommen. Alle Sorgen wäscht er nicht weg. Aber wir könnten mal innehalten: Dieser beknackte Klimawandel ist ja immer noch da! Und besser wird es kaum.

Ein Bild aus dem Jahr 2003: Feuerwehrleute löschen einen Waldbrand in Brandenburg. Heute, knapp 20 Jahre später, sind die Probleme wie Trockenheit noch größer (Bild: Reuters)
Ein Bild aus dem Jahr 2003: Feuerwehrleute löschen einen Waldbrand in Brandenburg. Heute, knapp 20 Jahre später, sind die Probleme wie Trockenheit noch größer (Bild: Reuters)

Ein Kommentar von Jan Rübel

Die Hitze der vergangenen Tage ist ein Vorgeschmack. Temperaturen weit über 30 Grad Celsius als Norm, vertrocknende Wälder, brennende Wälder. Prima Rotweinanbau in Holstein. Und Versteppung im Harz.

Diese Tage erscheinen uns ungewöhnlich, aber sie sind das new normal, dank Klimawandel. Nur haben wir uns von ihm gedanklich eine Pause gegönnt, in den vergangenen Monaten.

In Europa herrscht Krieg, das bindet auch viel Geist. Die Sorgen nehmen exponentiell zu: Vor Gewalt und vor Armut. Davor, dass wir im Winter frieren müssen. Und dann klettern die Preise für nahezu alles, während die Gehälter, naja.

Klar, deshalb reden wir wieder über Atomkraft, über Kohlenutzung, über ordentlich Chemiedünger auf die Felder, um die Ernteverluste in der Ukraine irgendwie auszugleichen. Klima? Muss jetzt nicht auch noch sein.

Selbst der anstehende G7-Gipfel in Elmau kümmert sich ums Klima nicht wirklich. Okay, die Weltprobleme erfordern gerade mehr gehetztes Löschen von politischen Brandherden – aber der heutige Regen mag die echten Waldbrände, zum Beispiel die in Brandenburg, nur für kurze Zeit stoppen.

Es wird alles wiederkommen und auch schlimmer.

Man hätte hinhören können

Daher muss der Klimawandel wieder stärker auf die Agenda. Wir wollen die Energieabhängigkeit von Russland mindern? Die Klimaschützer hatten seit vielen Jahren die passende Antwort parat, und Atom sowie Kohle oder auch Flüssiggas gehörten nie dazu. Vielleicht haben wir uns zurückgelehnt und gedacht, mit der neuen Regierung, mit diesem supergrünen Klimaminister Robert Habeck werde nun alles gutgehen, der kümmere sich darum. Und möglicherweise tut er es, aber auch ein Habeck braucht den Druck der Öffentlichkeit.

Der Krieg in der Ukraine verschlimmert nur die Klimaproblematik. Sich ihr deswegen nicht zu stellen, macht keinen Sinn. Auch treibt der Krieg den globalen Hunger noch einmal in die Höhe, weil Getreide verknappt wird. Doch darauf mit Lösungen des 20. Jahrhunderts zu reagieren, ist ebenfalls nicht überzeugend – einer nachhaltigen Landwirtschaft gehört die Zukunft. Chemischer Dünger verursacht meist nur neue Probleme; besser ist ein Smart Farming, welches in der Uckermark wie in Tansania bessere Resultate erzielt und die ohnehin schon gestressten Böden schont. Die Lösungen für unsere Probleme kennen wir. Aber es ist unsere Bequemlichkeit und die unserer Politiker, die uns davor bewahrt, sie auch zur Anwendung zu bringen. Wir müssten ja einiges ändern.

Wer zu spät kommt…

Das Ding ist: Die Änderungen kommen sowieso. Die Tradition unbeschwerten Jahreszeitenwechsels wird eh enden. Anpassung ist angesagt, und dafür müssen wir die Weichen jetzt stellen. Ökologisch und digital denken. Die Erde weniger uns preisgeben.

Denn eines ist klar. Wladimir Putin, der Lügenverbrecher aus dem Kreml, ist eines der treffendsten Beispiele für die Politdinosaurier des 20. Jahrhunderts, die uns in die aktuelle Misere ritten. Lösungen hat er keine, nur Probleme. Schärfen wir also den Blick.