Kommentar: Für Armin Laschet schlägt die Stunde Null

Weizen im Schatten dunkler Wolken: Der Klimawandel wird immer mehr von ihnen schicken (Bild: REUTERS/Kai Pfaffenbach)
Weizen im Schatten dunkler Wolken: Der Klimawandel wird immer mehr von ihnen schicken (Bild: REUTERS/Kai Pfaffenbach)

Der Kanzlerkandidat der Union muss nach den Flutkatastrophen zeigen, dass er strategisch führen kann. Bisher deutet darauf wenig hin.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Armin Laschet hatte einen Plan. Er wollte im Schlafwagen gen Kanzleramt fahren, aber schon in Hagen wachte er auf. Und in Althenar musste er aussteigen. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Auch nicht für ihn.

Der Kanzlerkandidat von CDU und CSU wollte durch einen Wohlfühlwahlkampf, der alles andere als ein „Kampf“ sein sollte, zum Ziel kommen. Laschets einziges Versprechen an die Wähler war bisher, dass sich mit ihm nichts ändert. Das ist für viele Belange im nicht unglücklichen Deutschland durchaus verheißungsvoll, nicht aber bei Wassermassen, die das Wohnzimmer mitreißen und töten.

Auf die drängenden Fragen unserer Zukunft wollte Laschet bisher keine Antwort geben. Er reihte sich ein in die Reihe von Politikern, die blumige Reden über den Klimawandel halten und sich bemühen, niemanden zu verschrecken. Wehtun soll nichts. Nun aber schmerzt ganz anderes.

Der Trend ist gestoppt

Laschet hat sich verzockt. Der CDU-Parteichef hatte gemeint, sich ins Kanzleramt lächeln zu können. Doch spätestens, als er im Windschatten einer Erklärung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Hochwasserkatastrophengebiet über irgendeinen Witz im Hintergrund lachte, musste es ihm im Nachhinein im Halse stecken bleiben.

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Klar, die Grinseinlage war unangemessen. Aber sowas passiert und sagt wenig aus über Charakter oder Qualifikation. Doch in Zeiten von Socialmedia wird diese Szene hängenbleiben und in Dauerschleife bis zur Bundestagswahl laufen. Laschet muss also handeln. Mit Tarnkappe kommt er nicht ins Kanzleramt, das steht nun fest.

Kanzlerkandidat der Union: Armin Laschet. (Bild: Sascha Schuermann/Getty Images)
Kanzlerkandidat der Union: Armin Laschet. (Bild: Sascha Schuermann/Getty Images)

Wer die eigene Heimat schützen will, befestigt sie. Daher muss Laschet nun Antworten für einen effizienteren Katastrophenschutz finden.

Wer in der alten Heimat unbehelligt weiterleben will, passt sich an den Klimawandel an. Laschet hat zu formulieren, welche Adaptionen zu den Temperaturschwankungen und den Niederschlagsextremen vorzunehmen sind.

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Wer die Heimat erhalten will, muss die Folgen des menschengemachten Klimawandels reduzieren. Laschet muss endlich erklären, wie er regenerative Energien ausbaut, sich von fossilen verabschiedet. Er muss ein Klimakandidat werden.

Schwarzbrot steht nun auf der Speisekarte

Bisher hört man von ihm, nach Abklopfen all seiner Worte seit den Fluten der vergangenen Woche: in der Substanz nichts. Dies wird ihn die Wahl kosten, wenn er nicht umschwenkt. Seinen Bonus als die Krise managender Ministerpräsident von NRW wird er verlieren, wenn er keine strategischen Ideen zu den drei oben genannten Punkten findet. Dann wird man ihm schlicht nicht zutrauen, im Job des Regierungschefs der richtige zu sein.

Der Wahlkampf jedenfalls geht jetzt erst richtig los. Das peinliche Geplänkel um Biografien und Fußnoten wird enden, nun wird nach Profil und Konzepten gefragt. Der Klimawandel ist keine umgeknickte Palme mehr irgendwo in der Südsee, er ist vorbeigerauscht. Ungefragt und mächtig. Da wird Laschet mehr benötigen als ein Paar Gummistiefel.

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