Kommentar: Merkels leise "Ehe für alle" kann den großen Knall bedeuten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt an der Unions-Fraktionssitzung im Bundestag teil. Sie hat für die von der SPD verlangte Abstimmung über die Ehe für alle den Fraktionszwang in der Union aufgehoben

Oft nervt der Wahlkampf mit seinen Märchenstunden über Steuern, Bildung, Chancen. In den Koalitionsverhandlungen werden die Versprechen ohnehin zerraspelt. Umso bemerkenswerter, wie der jahrelange Zank um die "Ehe für alle" plötzlich zu konkreter Politik wird; Ausgang ungewiss, Sieger und Verlierer längst nicht klar.

Gewinnt die Kanzlerin mit ihrer Vorliebe für überraschende U-Turns? Oder hat die SPD gemeinsam mit der Opposition eine politische Sprengfalle aufgebaut, die eine notdürftig geeinte Union schlagartig wieder auseinandertreibt? Endlich erlebt das großkoalitionär erlahmte Berlin, das die "Ehe für alle" 30 Mal auf die Tagesordnung hob, um nichts zu entscheiden, wieder ein Lehrstück in Dynamik, Brisanz und Tücke, in Angriff und Konter. Gut so.

Wie konnte ein vermeintliches Kleinthema so viel Dampf entwickeln? Zunächst erklärten die Grünen, denen der Makel der Randthemenpartei anhängt, dass die "Ehe für alle" zum Prüfstein jeder Koalition werden würde. Ein letzter Gruß des umtriebigen Volker Beck, der sich aus dem Bundestag verabschiedet. Die Grünen wurden wieder mal für bekloppt erklärt: Wie kann man sich nur freiwillig einer schwarz-grünen Koalition berauben? Doch dann kopierte die FDP das grüne Verdikt, schließlich bog auch die SPD bei.

Was ist, wenn plötzlich Ampel und Jamaika möglich sind?

Und auf einmal sah sich Angela Merkel einer Ampelkoalition gegenüber, die ihr den Makel der Erzkonservativen anhängt, damit die wahlentscheidenden Wechselwähler abspenstig macht und ...

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