Kommissar in der Klemme: Norddeutschland-Tatort „Alles was Sie sagen“ überzeugt mit Rückblenden

Das Kommissar-Duo Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) kommt bei der Befragung von Al-Shabaan (Marwan Moussa) nicht so recht weiter. (Bild: NDR/Christine Schroeder)
Das Kommissar-Duo Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) kommt bei der Befragung von Al-Shabaan (Marwan Moussa) nicht so recht weiter. (Bild: NDR/Christine Schroeder)

In „Alles was sie sagen“ werden die Ermittler selbst zu Befragten – und sorgen für einen außergewöhnlichen Tatort.

„Sie kennen das ja – alles was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden“: Die kargen, spartanischen Verhörszenen sind ein Schlüsselelement im Nord-Tatort „Alles was Sie sagen“. Im Licht der Verhörlampe stehen diesmal die Tatort-Ermittler selbst. Der Grund: Bei einem Einsatz des Kommissar-Duos Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) geht alles katastrophal daneben. Als sie einen vermeintlichen Kriegsverbrecher, den Flüchtling Abbas Khaled (Youssef Maghrebi) kontrollieren wollen, flieht dieser. Im Zuge dessen löst sich aus einer Waffe ein Schuss, die Frau des Verdächtigen stirbt. Die Ermittlungen – geführt vom Leiter der Polizeidienststelle in Lüneburg, Joachim Rehberg (Jörn Knebel) – drehen sich um die Frage, aus welcher Waffe der Schuss kam.

Dabei spielt auch ein Libanesen-Clan eine gewichtige Rolle, auf den das Ermittlerteam trifft: Dieser ist nicht nur bedingt auskunftswillig, sondern auch noch ganz schön unbeirrbar, wie Clan-Chef Ibrahim Al-Shabaan (Marwan Moussa) klar macht: „Das ist meine Stadt, mein Laden, meine Regeln.“ Später zeigt sich, dass Al-Shabaan nicht nur seine Gegend, sondern auch die dortige Polizei fest im Griff hat.

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Natürlich werden die beiden Kommissare getrennt voneinander befragt. Falke – der Hauptverdächtige – zeigt sich von den Verhörmethoden Rehbergs unbeeindruckt, bestellt als Antwort darauf, ob er einen Anwalt wolle, lieber „ein Glas Milch“. Auch Grosz stellt sich den Fragen, ihre Sicht der Geschehnisse klingt aber ganz anders. Das macht die Spannung aus, davon lebt der Nord-Tatort: von der Uneindeutigkeit des Narrativs.

Julia Grosz (Franziska Weisz) schildert die Vorkommnisse etwas anders als ihr Kollege Falke. (Bild: NDR/Christine Schroeder)
Julia Grosz (Franziska Weisz) schildert die Vorkommnisse etwas anders als ihr Kollege Falke. (Bild: NDR/Christine Schroeder)

Auf seine unnachahmlich trockene Art schildert Falke seine Zusammenfassung der Geschehnisse: „In diesem Szenario gibt es einen Bundespolizisten, der sein Temperament nicht im Griff hat, der zudem zwei Tage und Nächte vergeblich einen Flüchtling sucht, um dann völlig übermüdet auf einen nicht genehmigten Einsatz zu gehen; der eine Partnerin hat, auf die er sich nicht verlassen kann; eine Partnerin, die an einem Kriegstrauma leidet, die hauptsächlich an einer alten Jugendliebe interessiert ist und die ihren Partner hintergeht und anlügt.“ Ermittler Rehberg zeigt sich davon unbeeindruckt: „Gefällt mir nicht, Ihr Szenario.“

„Alles was sie sagen“ ist ein spannender Tatort, der mit seiner erzählerischen Finesse und seinen Plot-Twists dennoch nicht allzu experimentell wird – daran sind schließlich schon einige Tatorte gescheitert. Für die geglückte Nord-Folge verantwortlich ist Regisseur Özgür Yildirim, das Buch schrieben Arne Nolting und Jan Martin Scharf. In einer bemerkenswerten Nebenrolle: Marc Rissmann, der einen Polizisten spielt, mit dem Grosz eine Affäre hatte.

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