Konzert in Berlin : Einaudi spielt sein Berliner Publikum sanft in den Schlaf

Ludovico Einaudi ist ein kommerziell äußerst erfolgreicher Pianist. Das ist Fakt. Er ist außerdem ein ebenso erfolgreicher Filmkomponist. Das wiederum ist verständlich. Filmmusik muss Stimmungen transportieren. Und Einaudis Musik transportiert Stimmungen nicht nur, sie ist nichts als Stimmung. Allerdings nur eine einzige. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Doch das reicht für ein ausverkauftes Solokonzert des 1955 geborenen Italieners am Mittwochabend im Kammermusiksaal der Philharmonie, bei Kartenpreisen die ins Dreistellige reichen. Er war zuvor schon an zwei Abenden mit einem Trio im großen Saal aufgetreten.

Nur allzu gut kann man sich seine melancholischen Klanglandschaften zu verschneiten Schwedenkrimis vorstellen. Dafür sind sie der perfekte Soundtrack. Tränendrüsentauglich, Herzschmerz auslösend und beliebig genug, um nicht vom Wesentlichen abzulenken. Das Problem dieses Abends ist bloß: Wir sind nicht im Kino. Ein Solokonzert aber bräuchte etwas Wesentliches.

Das fehlt. Die Vorstellung, irgend eine Melodie, ein Thema gar, könnte sich im Kopf festsetzen, ist abwegig. Ein Zwanzigminüter gleicht dem anderen, so schweifen die Gedanken bald ab. Musikalische Struktur – Fehlanzeige. Was harmonische Finessen angeht, fragt man sich, ob Studien bei Avantgarde-Ikonen wie Berio und Stockhausen tatsächlich so wenig erbracht haben können.

Immerhin darf man ganz im Ernst behaupten, selten derartig angenehm eingeschläfert worden zu sein, wie von den hochgradig belanglosen Repetitionen...

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