Kopfschmerzen kennt fast jeder

Volkskrankheit Kopfschmerzen: Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung hatten «mindestens einmal im Leben schon Kopfschmerzen».
Volkskrankheit Kopfschmerzen: Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung hatten «mindestens einmal im Leben schon Kopfschmerzen».

Manche kämpfen sogar täglich damit: Kopfschmerzen. Sie können sich drückend, ziehend oder pulsierend äußern. Welche Arten als Krankheit gelten - und was dagegen hilft.

Berlin (dpa) - Volkskrankheit Kopfschmerzen: Bis zu 90 Prozent der
Bevölkerung hätten «mindestens einmal im Leben schon Kopfschmerzen»
gehabt, sagt Charly Gaul, Generalsekretär der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).

Regelmäßig betroffen sind laut Deutscher Schmerzhilfe über die Hälfte der Erwachsenen und knapp 20 Prozent der Kinder zwischen 8 und 16 Jahren. Der jährliche Kopfschmerztag am 5. September will Wege aus der Krankheit aufzeigen.

Obwohl es je nach Definition bis zu mehrere Hundert verschiedene
Unterarten von Kopfschmerzen gibt, werden sie grob in primäre -
Kopfschmerz als Krankheit - und sekundäre - Kopfschmerz als Folge -
unterteilt. Ein Überblick:

SPANNUNGSKOPFSCHMERZEN: Sie kommen bei den primären Kopfschmerzen am
häufigsten vor: Rund 38 Prozent der Deutschen klagen laut «Stiftung
Kopfschmerz» unter Spannungskopfschmerzen. Die können episodisch oder
chronisch permanent auftreten, sind typischerweise beidseitig und
werden oft als dumpf und drückend beschrieben. Rund drei Prozent der
Menschen leiden sogar täglich daran.

«Die Kopfmuskeln weisen eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit auf, sie
sind reflektorisch angespannt», erklärt Hartmut Göbel, Chefarzt und
Gründer der Schmerzklinik Kiel. Spannungskopfschmerzen können
zwischen 30 Minuten und einer Woche andauern. Sie treten zum Beispiel
auf, wenn jemand den ganzen Tag am Computer gesessen hat und
Schultern und Nacken zu lange einseitig aktiviert waren. Hilfreich
dagegen sind Bewegung und Entspannung.

MIGRÄNE: Auch sie gehört zu den primären Kopfschmerzen. Unter ihr
leiden dem Neurologen Gaul zufolge wesentlich mehr Frauen (bis zu 20
Prozent) als Männer (rund acht Prozent). Die Migräne beschreibt Uwe
Reuter, Leiter der Kopfschmerzambulanz an der Berliner Charité, als
«stark, einseitig, klopfend bis pulsierend». Der Kopfschmerz halte 4
bis 72 Stunden an.

Migräne wird meist von mindestens einem weiteren Symptom begleitet:
Überempfindlichkeit gegen Geräusche, Licht oder Gerüche sowie
Übelkeit und Erbrechen. Einige Patienten erleben - bevor die
Schmerzen beginnen - einseitige Sehstörungen und Lichtspiele bis zu
einer Stunde Dauer im Gesichtsfeld. Experten nennen das «Aura».
Auslöser können etwa Stress oder das Wetter sein. Für Abhilfe sorgen
oft Ruhe und ein abgedunkeltes Zimmer. Bei leichten bis mittleren
Schmerzen empfiehlt die DMKG höher dosierte rezeptfreie Schmerzmittel
wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen.

Neu sind spezielle Antikörper-Medikamente gegen Migräne, die laut
Techniker Krankenkasse (TK) immer häufiger, aber nicht immer
bedarfsgerecht eingesetzt werden. Die teuren Mittel, die gegen den
Botenstoff CPRG wirken, hätten nur dann einen Zusatznutzen, wenn
keine andere Therapie helfe, heißt es im Kopfschmerz-Report der TK.

CLUSTER-KOPFSCHMERZ: Dieser primäre Kopfschmerz ist selten. Von 1000
Menschen ist nur ungefähr einer betroffen. «Diese Form wurde früher
auch Suizidkopfschmerz genannt», sagt Göbel. Es handele sich um einen
einseitigen, lebensvernichtenden Schmerz im Augenbereich, der sich
anfühle, als ob ein «glühender Stab durchs Auge» gestochen werde,
beschreibt Gaul die Krankheit.

Die Attacken können zwischen 15 und 180 Minuten dauern und mehrfach
am Tag auftreten. Begleitend hängt oft ein Augenlid herab, die Nase
läuft oder ist verstopft. Behandelt werden die Betroffenen mit
Sauerstoff, den sie über eine Maske inhalieren, oder sogenannten
Triptanen, die erweiterte Gefäße im Gehirn verengen.

SINUS-KOPFSCHMERZ: Kopfschmerzen können auch Folge einer Krankheit
wie Erkältung und Bluthochdruck oder einer Verletzung etwa am Kopf
oder einem Halswirbel sein. Dann spricht man von sekundären
Kopfschmerzen. Vor allem in der kalten Jahreszeit treten sie mitunter
als Folge einer verschnupften Nase auf, die zu einer Entzündung der
Nebenhöhlen führt.

Die Schmerzen strahlen dann meist in Nase und Nebenhöhlen aus. Davon
betroffen sein können auch der Oberkiefer und die Zähne. Folgen sind
mitunter Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Oft heilt eine
Nebenhöhlenentzündung mithilfe von abschwellenden Nasentropfen von
alleine wieder aus. Helfen kann auch Inhalieren.