Kottbusser Tor: "Der Drogenhandel ist wie ein Unternehmen organisiert"

Eine Polizeistreife kontrolliert am Kottbusser Tor einen mutmaßlichen Drogendealer

An kaum einem anderen Ort in Berlin prallen soziale Unterschiede und Interessen so hart aufeinander wie am Kottbusser Tor. Im Interview spricht die Polizeidirektorin Sylvia Döbrich über Gentrifizierung, menschliche Not und kriminelle Machenschaften am "Kotti".

Was sind die größten Herausforderungen am Kottbusser Tor?

Sylvia Döbrich: Das Kottbusser Tor ist der Inbegriff eines Schmelztiegels. Hier finden sich so viele Interessen in einer besonderen baulichen Situation. Täglich sind hier Tausende Menschen mit unterschiedlichsten Motivlagen unterwegs: Manche wollen zur Arbeit, andere abtauchen in die Kreuzberger Szene. Manchmal nehme ich mit einem Lächeln zur Kenntnis, dass der Eindruck erweckt wird, das Problem mit den Drogen am Kottbusser Tor sei ein komplett neues. Die Realität ist, dass hier seit Jahrzehnten ein schwieriges Umfeld existiert – soziale Probleme, hohe Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit. Dadurch entsteht eine gewisse Grundaggressivität, oft wegen menschlicher Not. Am Kottbusser Tor kommen diese Faktoren so stark zusammen wie an kaum einem anderen Platz in Berlin. Trotz mittlerweile einiger schicker, angesagter Burgerläden – das ist ein bisschen kosmetisch verklärt. Dass die Grundstruktur dennoch problematisch ist, liegt auf der Hand.

Vor einigen Jahren hatten die Tschetschenen die kriminelle Szene am Kottbusser Tor fest im Griff.

Tschetschenen waren tatsächlich eine Zeit lang ein großes Problem. Jetzt wurden sie verdrängt. Entweder durch Konkurrenz zu anderen Gruppen,...

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