Künstliche Intelligenz in der Politik: Rumäniens Ministerpräsident stellt KI als Berater ein

Ion heißt das neueste Mitglied im Team von Rumäniens Ministerpräsident Nicolae Ciucă. Das Besondere an ihm: Ion ist eine Künstliche Intelligenz - und zwar die erste, die offiziell in der Politik tätig wird.

Rumäniens Ministerpräsident Nicolae Ciucă bekommt künftig Tipps von einer KI (Symbolbild: Mateusz Wlodarczyk/NurPhoto via Getty Images)
Rumäniens Ministerpräsident Nicolae Ciucă bekommt künftig Tipps von einer KI (Symbolbild: Mateusz Wlodarczyk/NurPhoto via Getty Images)

Künstliche Intelligenz hält langsam Einzug in die Politik. Während Politiker KI-Systeme wie ChatGPT bislang lediglich nutzten, um auf deren Gefahren aufmerksam zu machen, ist Rumäniens Ministerpräsident allein auf den Nutzen der Technologie aus: Nicolae Ciucă hat eine Künstliche Intelligenz in sein Berater-Team geholt.

Das teilte Ciucă am Mittwoch mit und demonstrierte die Funktionsweise von Ion sogleich vor versammelter Presse. Auf eine Nachfrage des Staatsoberhaupts erschienen wechselnde Gesichter und Worte auf einem Bildschirm, bevor eine Computer-Stimme mit Ciucă kommunizierte.

"Hi, Sie haben mir Leben gegeben, und jetzt ist es meine Aufgabe, Sie zu repräsentieren, wie ein Spiegel", sagte die KI bei der Vorstellung. "Was sollte ich über Rumänien wissen?"

KI wertet Bürger-Meinungen direkt und indirekt aus

Entwickelt wurde Ion von rumänischen Wissenschaftlern. Als "ehrenamtlichen Berater" bezeichnete Ciucă die KI und erklärte, dass das Programm dafür zuständig sein würde, ihn in Echtzeit über die "Meinungen und Wünsche" der Bürger zu informieren. Hierfür würde Ion "öffentlich zugängliche Daten von Social Media" auswerten, wie in einer Mitteilung der Regierung erläutert wird.

Die Bürger würden über die Website der Regierung zudem die Gelegenheit haben, direkt mit der KI zu chatten. Ion würde die Beiträge dann auswerten und den Entscheidungsträgern zuspielen. Die Nutzer würden jedoch keine unmittelbare Rückmeldung von Ion bekommen.

Rumänien lobt Internationales Novum - doch Kritik bleibt nicht aus

Eine KI im Berater-Team zu haben sei ein "internationales Novum", wie Ciucă am Mittwoch betonte. Er ermunterte sein Volk, die Nutzung von Ion nicht als Option zu sehen, sondern "als Verpflichtung", damit die Regierung "bessere, sachkundigere Entscheidungen" treffen könne.

Kritik an dieser politischen Neuheit bleibt jedoch nicht aus. So stellte Kris Shrishak von dem Irish Council for Civil Liberties auf Nachfrage von Politico in Frage, nach welchen Kriterien Ion entscheiden würde, welche Nachrichten der Bürger Priorität hätten. "Das sollte der Öffentlichkeit erklärt werden", fordert der Technologie-Experte.