KVB-Chef Jürgen Fenske im Interview: „Diese Art von Transparenz bringt nichts“

Fenske erklärt, warum die KVB-Pünktlichkeitsstatistik nicht veröffentlicht wird.

KVB-Chef Jürgen Fenske erklärt im Gespräch, warum sein Unternehmen die Pünktlichkeitsstatistik nicht veröffentlicht. Herr Fenske, wie bewerten Sie den Pünktlichkeitstest des „Kölner Stadt-Anzeiger“? Das ist eine interessante Augenblicksbeobachtung. Es ist für mich absolut nachvollziehbar, dass unsere Kunden sich mit dem Thema der Pünktlichkeit beschäftigen und dass sie über Verspätungen verärgert sind. Ich freue mich aber auch, dass viele Fahrgäste offensichtlich sehr gut über die schwierige Situation innerhalb unseres Netzes informiert sind. Die Linien 3, 4, 16 und 18 haben bei unserer Stichprobe am schlechtesten abgeschnitten. Deckt sich das mit Ihrer Langzeiterfahrung? Bei den Linien 16 und 18 kann ich das eindeutig bestätigen, weil beide sehr fahrgaststark sind und lange Strecken bedienen. Beide queren den Barbarossaplatz, an dem viele Linien und ein starker Individualverkehr aufeinandertreffen, weshalb dort eine sehr komplexe Situation vorliegt. Stadteinwärts folgt auf den Barbarossaplatz direkt der Neumarkttunnel, in dem 60 Züge pro Stunde verkehren. Die Trasse der 18 ist zudem zwischen Brühl und Bonn teilweise eingleisig. Die Linie 4 ist vor allem im Rechtsrheinischen überlastet, weil es dort sehr viele Schulen gibt. Wir setzen deshalb bereits Busse ein, die abschnittsweise parallel unterwegs sind, um die Bahnen zu entlasten. Als schwierig betrachten wir auch die Linien 1, 7 und 9, die sich oft vor dem Neumarkt stauen, weil sich alle drei ein Gleis teilen. Welchen Anteil an den Verspätungen haben externe Faktoren und welcher Anteil liegt bei der KVB? Wir sind von den fünf deutschsprachigen Millionenstädten Berlin, Hamburg, München, Wien und Köln die einzige ohne ein geschlossenes Schienensystem. Wir nutzen ein Mischsystem aus U-Bahn und Straßenbahn, weshalb etwa 60 Prozent der Verspätungen externe Ursachen wie Staus, Unfälle, zugeparkte Gleise aber auch das Verhalten vereinzelter Fahrgäste haben. Die übrigen 40 Prozent resultieren aus Fahrzeugstörungen und technischen Problemen mit Weichen und Signalanlagen. Was will die KVB denn unternehmen, um in Zukunft pünktlicher zu werden? Die Fahrzeugstörungen, die uns bei großer Hitze verstärkt zu schaffen machen, hängen auch mit der Qualität unseres Fuhrparks zusammen. Die Bahnen haben ein Durchschnittsalter von 20 Jahren. Wir werden ab 2023 zunächst die Niederflurbahnen und ab 2025 die Hochflurbahnen gegen neue Modelle austauschen. Hinzu kommt die Modernisierung älterer Stadtbahnwagen. Wir müssen zudem die Instandhaltung optimieren und durch Lkw heruntergerissene Oberleitungen noch schneller reparieren. Die vorhandene Infrastruktur reicht nicht mehr, weshalb wir das Netz ausbauen werden. Wir erweitern aktuell einige Abschnitte der Linie 18 von einer eingleisigen auf eine zweigleisige Strecke. Wie wäre es, den Fahrplan einfach abzuschaffen und nur noch anzugeben, dass die Bahnen im Zehn-Minuten-Takt fahren? Das ist für uns keine Option. Wir benötigen den Fahrplan nicht nur aus betrieblichen Gründen, er dient auch nach wie vor als Orientierung für viele Fahrgäste, daher werden wir daran festhalten. Warum wollen Sie die interne Pünktlichkeitsstatistik der Kölner Verkehrs-Betriebe nicht veröffentlichen? Da aus dieser Art Transparenz keine konkreten Verbesserungen abgeleitet werden können, bringt sie nichts. Das würde nur auf allen Seiten zu Frustration führen. Was ich auf jeden Fall für wichtig halte, ist die umfangreichere Information der Fahrgäste inklusive einer Kommunikation der Verspätungen auf allen möglichen Kanälen. So laden wir zum Beispiel unsere Abokunden zu Diskussionsrunden ein und erklären Schülern das richtige Verhalten beim Ein- und Ausstieg in die Bahnen und Busse....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta