Talk bei Markus Lanz über Fäkalien und Schlager

Markus Lanz interviewt Wolf von Lojewski, Ulrich Walter, Vanessa Mai und Wolfgang Ischinger. Foto: Screenshot ZDF
Markus Lanz interviewt Wolf von Lojewski, Ulrich Walter, Vanessa Mai und Wolfgang Ischinger. Foto: Screenshot ZDF

Nur weil Markus Lanz in seiner Talkshow eine Sängerin einlädt und ein wenig über Fäkalien plaudert, heißt das nicht, dass sie dadurch besser wird. So wie man sich Hollywoodfilme sparen kann, in denen Regisseure ihr dramaturgisches Versagen mit Furzgeräuschen zu verbergen versuchen, so kann man sich auch Lanz heute Nacht sparen. Statt einer Diskussion gibt es Interviews, die den Gästen eher zur Vermarktung als dem Zuschauer zur Unterhaltung dienen.

Es diskutieren:

Wolf von Lowjewski, Journalist, ehemaliger Auslandskorrespondent in Washington
Wolfgang Ischinger:,Diplomat, ehemaliger Botschafter in den Vereinigten Staaten von Amerika
Vanessa Mai, Sängerin, aktuell in den Charts mit ihrem Album “Schlager”
Prof. Ulrich Walter, Physiker, ehemaliger Astronaut

Angefangen bei Prof. Ulrich Walter, der bereits nach zehn Tagen im All umkehren musste. Grund: Volles Klo. Professor Ulrich Walter erklärt mit Begeisterung den Unterschied zwischen amerikanischer und russischer Toilette. Funfakt: Die Entwicklung der Amerikanischen kostete 24,5 Millionen Dollar und trotzdem konnte Walter sie nur zehn Tage nutzen. Sein Kollege Alexander Gerst, der derzeit im All ist, hat es da einfacher. Er läd ein Versorgungschiff mit seinen Abfällen voll – einschließlich mit den verschmutzen Teilen der Toilette und wenig später verglüht es in der Atmosphäre. Einfach futsch. Wenn nur alle Probleme so leicht lösbar werden – zum Beispiel langweilige Talkshows oder der Klimawandel.

Im Hintergrund die Toilette über die Ulrich Walter erzählte. Foto: Screenshot ZDF
Im Hintergrund die Toilette über die Ulrich Walter erzählte. Foto: Screenshot ZDF

Doch der lässt sich nicht so einfach wegspülen. Walter meint, dass die Menschen sich vor der nächsten Eiszeit in ungefähr 60 Tausend Jahren eine neue Heimat suchen müssen – „vorausgesetzt wir pumpen nicht noch mehr CO2 in die Luft“, meint er sarkastisch. Wird Zeit, dass der Mensch seine Fäkalien von der Erde räumt, damit er nicht schon früher den Planeten verlassen muss. Walter schiebt aber kurz darauf hinterher, dass er im Moment die „Erde noch ganz gut“ findet. Weg will er erst mal nicht.

Reden wir doch zu wenig?

Dafür vermutlich Wolfgang Ischinger. Der ehemalige Botschafter aus Washington erklärt, warum die Welt heute unsicherer ist als zurzeit des kalten Krieges. Er sagt: „Das Grundvertrauen, dass wir damals trotz der Nuklearwaffen hatten, haben wir heute nicht mehr. Heute braucht nur jemand einen Knopf drücken, der am anderen Ende der Welt falsch interpretiert wird.“ Grund dafür: Eingefrorene Kontakte. Sollten Trump und Putin doch beste Freunde werden? Immerhin wurde während des kalten Krieges über Abrüstung gesprochen.

Ischinger folgt der Mentalität: Früher war alles besser – selbst wenn es die Zeit des kalten Krieges war. Hier wäre eine Diskussion möglich, doch niemand wiederspricht. Während die Schlagersängerin Vanessa Mai immer noch still wartet, setzt Lanz auf Anekdoten aus dem Leben Ischinger und Lojweski:

1) Ischinger und der Zug

Es war einmal ein Mann, der sollte die reibungslose Ausreise von DDR Flüchtlingen aus der bundesdeutschen Botschaft in Prag über die DDR per Zug beaufsichtigen. Ischinger war damals Leiter des Parlaments- und Kabinettsreferats des ehemaligen Außenministers Hans-Dietrioch Genscher. Er bekam den Auftrag: sich darum kümmern, dass alles klappt. Also versuchte Ischinger alle Zuginsassen zu beruhigen. Die Stasi wird niemanden holen. Ihr müsst nur eure Papiere abgeben. Deswegen fahren wir über die DDR. Es wird schon alles gut gehen. Ischinger glaubte seinen eigenen Worten nicht. Es gab nichts zu essen, nichts zu trinken, es war eiskalt, alle hatten Angst. Irgendwann erreichten sie doch den Westen. Die Passagiere drückten die Nasen an den Fensterscheiben platt und schrieen: Freiheit.

2) Der Journalist im Weißen Haus

Es war einmal ein Journalist der musste im weißen Haus auf die Toilette, doch auf den Weg dorthin fand er nur Ronald Wilson Reagan. Sie plauderten, bis der Korrespondent Wolf von Lojewski den Präsidenten doch noch nach dem Weg fragte.

Keine Rettung in Sicht

Nach dieser Erzählstunde fällt Lanz ein, dass Vanessa Mai nicht nur zur Dekoration auf ihrem Stuhl sitzt. „Sie sind im Frühjahr gestürzt?“, bekommt er gerade noch heraus. Anstatt dass Lanz seine Chance nutzt, dass Vanessa Mai doch noch etwas Glanz in die Talkshow bringt, stellt er ihr so banale Fragen, dass die Sängerin gar keine andere Möglichkeiten hat etwas interessantes zu Antworten.

“Hast du etwas durch den Unfall gelernt?”, fragt Lanz. Mai stüzte bei den Proben, quetschte sich die Bandscheibe und musste die folgenden Konzerte absagen.

Sie antwortet: „Es ist okay hinzufallen, wenn man dann wieder aufsteht.“

„Dadurch wächst man.“

Vanessa Mai ist sie mit 26-Jahren die jünste Schlagermusikerin, welche die deutschen Charts zwei Mal in Folge eroberte. Aber Lanz interessiert sich mehr für die Beziehung zwischen ihr und ihrem Manager. Beide sind verheiratet. Lanz stichelt: “Bezahlst du ihn eigentlich auch? Nimmt er 20 oder 50 Prozent Provision?” Da fragt man sich doch, ist das eine Talkshow oder eine Boullevardsendung?

Lässt sich nur hoffen, dass auch Markus Lanz durch einen Sturz dazu lernt und nächstes Mal statt banalen Lebens- wieder kritische Nachfragen stellt. Hoffentlich geht es dann um etwas wichtigeres als Toiletten und Lebensläufe.