Lauryn Hill, Wyclef Jean und Pras: Was machen eigentlich die Fugees?

Mit Hits wie "Killing Me Softly" und "Ready Or Not" sowie dem Album "The Score" schrieb das Hip-Hop-Trio The Fugees in den 90er-Jahren eine kurze und einzigartige Erfolgsgeschichte. Doch was machen Lauryn Hill, Wyclef Jean und Pras heute?

Bis heute die erfolgreichste Hip-Hop-Band aller Zeiten: (von links) Wyclef Jean, Lauryn Hill und Pras Michel sind die Fugees. (Bild: Columbia / Sony Music)
Bis heute die erfolgreichste Hip-Hop-Band aller Zeiten: (von links) Wyclef Jean, Lauryn Hill und Pras Michel sind die Fugees. (Bild: Columbia / Sony Music)

Ihr Album "The Score" (1996) gehört zu den meistverkauften (Hip-Hop-)Alben aller Zeiten, ihr Song "Ready Or Not" ist der absolute Lieblingssong von Ex-US-Präsident Barack Obama, und Bono zählte ihre Version von "Killing Me Softly" jüngst zu den 60 Liedern, die sein Leben gerettet haben. Der U2-Sänger ging sogar einst so weit, die Fugees als die "Beatles des Hip-Hop" zu bezeichnen. Auch wenn dieser Vergleich vielleicht etwas hochgegriffen scheint: Mit ihrer Mischung aus melodiösem Soul, engagierten Texten und karibischer Musik brach das Trio aus Lauryn Hill, Wyclef Jean und Pras Michel nicht nur Verkaufsrekorde, sondern half dabei, Hip-Hop den Weg in den Pop-Mainstream zu ebnen - auch wenn ihre gemeinsame Karriere nur von kurzer Dauer war.

Fugees sagen Reunion-Tour ab

Denn schon bald nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums "The Score" trennten sich die künstlerischen Wege des Trios, das Anfang der 90er-Jahre nicht nur musikalisch zusammengefunden hatte: Pras Michel und Lauryn Hill hatten bereits gemeinsam Musik gemacht, bevor sein Cousin Wyclef Jean zur Band stieß, der sich schon bald in einer Liebesbeziehung zu Hill befand. Die persönlichen Irrungen und Wirrungen sind kaum nachzuvollziehen, sicher scheint jedoch: Jean heiratete 1994 seine Frau Claudinette, 1997 bekam Hill ihr erstes von fünf Kindern mit Bob-Marley-Sohn Rohan - obwohl die beiden Bandmitglieder zu dieser Zeit wohl noch eine Affäre miteinander hatten.

Machte nach dem Ende der Fugees nicht nur mit ihrer Musik Schlagzeilen: Lauryn Hill. (Bild: Theo Wargo/Getty Images for TIDAL)
Machte nach dem Ende der Fugees nicht nur mit ihrer Musik Schlagzeilen: Lauryn Hill. (Bild: Theo Wargo/Getty Images for TIDAL)

 

Fugees: Nach riesigem Erfolg heillos zerstritten?

Auf ihrem ersten - und bis heute einzigen - Studioalbum "The Miseducation of Lauryn Hill" (1998) verarbeitete die Sängerin und Rapperin in zahlreichen Songs die Trennung von Jean, das Album wurde nicht nur von der Kritik gefeiert, sondern dank Hits wie "Doo Wop (That Thing)" und "Everything Is Everything" zum Megaseller und räumte 1999 fünf Grammys ab, darunter den für das "Album des Jahres". Der Ruhm wurde Hill allerdings bald zu viel, sie zog sich zeitweise komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Bald machte sie eher Negativschlagzeilen durch einen zweifelhaften "spirituellen Führer", dem sie sich anvertraute, durch Unpünktlichkeit und divenhaftes Verhalten, durch eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und immer wieder auch abgebrochenen Konzerten. Auch eine gemeinsame Fugees-Tour 2005 litt - so die Klagen ihrer beiden Bandkollegen - immer wieder unter ihrem Verhalten.

Pras sagte damals in einem Interview, dass er nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten wolle: "Die Chancen, das Osama Bin Laden und George W. Bush sich bei Starbucks auf einen Latte Macchiato treffen, um über Außenpolitik zu diskutieren, sind größer als die einer Fugees-Reunion". Der Rapper, der am 19. Oktober seinen 50. Geburtstag feiert, hatte zwar mit "Ghetto Supastar" 1998 einen weltweiten Nummer-eins-Hit gelandet, machte sich aber - nach zwei mittelmäßig erfolgreichen Alben - auch als Produzent von Dokumentationen einen Namen: "Sweet Micky For President" (2015) etwa, das den Weg des haitianischen Politikers Michel Martelly nachzeichnete, feierte seine Weltpremiere beim renommierten Sundance Festival.

Auch Wyclef Jean hätte fast eine ungewöhnliche Zweitkarriere gestartet: Als gebürtiger Haitianer, der erst mit neun Jahren gemeinsam mit seiner Familie in die USA emigrierte, wollte er 2010 bei den Präsidentschaftswahlen in seiner Heimat antreten, er wurde jedoch nicht als Kandidat zugelassen. Im Gegensatz zu seinen beiden Bandkollegen blieb Wyclef Jean aber stets auch als Solokünstler, Produzent und Songwriter produktiv: Er veröffentlichte neun Soloalben, zuletzt "Wyclef Goes Back to School Volume 1" (2019), erhielt als Co-Produzent von Carlos Santanas Megaseller "Supernatural" einen Grammy und ist als Songwriter und Feature-Gast ("Hips Don't Lie" von Shakira) bis heute gefragt.

Haitianischer Präsident wurde 2010 zwar nicht: Wyclef Jean ist aber bis heute als Solokünstler, Produzent und Feature-Gast ein gefragter Mann. (Bild: Jamie McCarthy/Getty Images for Friends of Hudson River Park)
Haitianischer Präsident wurde 2010 zwar nicht: Wyclef Jean ist aber bis heute als Solokünstler, Produzent und Feature-Gast ein gefragter Mann. (Bild: Jamie McCarthy/Getty Images for Friends of Hudson River Park)

 

Fugees: Corona verhinderte (bislang) Reunion-Tour

Auch wenn etwa Wyclef Jean eine Reunion nie völlig ausgeschlossen hatte, kam die Ankündigung im September 2021 doch für die Pop-Welt überraschend: Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von "The Score" verkündete das Trio, dass man ab November gemeinsam auf Tournee gehen wolle, sogar Konzerte in Europa und Afrika waren geplant. "Ich möchte dieses herausragende Projekt, das Jubiläum und die Fans ehren, die unsere Musik wertschätzen. Indem wir uns auf einer friedlichen Plattform wieder zusammenfinden, setzen wir ein Zeichen für Versöhnung", erklärte Lauryn Hill damals in einem Statement.

Als Solokünstler war Pras Michel nur mäßig erfolgreich, der Rapper startete aber eine erfolgreiche Karriere als Filmproduzent. (Bild: Bennett Raglin/Getty Images for BET)
Als Solokünstler war Pras Michel nur mäßig erfolgreich, der Rapper startete aber eine erfolgreiche Karriere als Filmproduzent. (Bild: Bennett Raglin/Getty Images for BET)

Ein erster Auftritt in New York im September 2021 fand statt, die Tournee wurde dann aber zunächst verschoben und im Januar dann komplett abgesagt: "Die Jubiläumstour wird nicht stattfinden können", hieß es in einem Post, den die Band in den sozialen Medien verbreitete. "Die anhaltende Covid-Pandemie hat die Tour-Bedingungen erschwert, und wir wollen sicherstellen, dass unsere Fans und wir selbst gesund und sicher bleiben." Sobald es die Umstände zulassen, hoffe man aber, die Termine nachholen zu können.

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