Leitartikel: Eine ganz normale Berlinale

Peter Zander

Berlin.  Wann hat es das je gegeben? Ein amtierender Festivalchef wird nur drei Monate vor der neuesten Ausgabe von lauter Filmschaffenden kritisiert – viele darunter, die auf eben diesem Festival groß geworden sind. Das Ganze wurde medial zu einem wahren Kosslick-Bashing verzerrt. Und schlug so hohe Wellen, dass die Berlinale auch international plötzlich als "unsicheres" Festival galt. Von Anfang an standen die 68. Berliner Filmfestspiele deshalb quasi unter Beobachtung. Dieter Kosslick musste beweisen, dass er "es" als Festivalchef noch kann. Und die Kritiker lauerten auf jeden Hinweis, dass ihre Kritik nicht gänzlich unberechtigt war. Wie kann man unter solchen Umständen business as usual machen?

Aber, das ist die Überraschung dieses Festivals, das mit der Bären-Verleihung heute Abend zu Ende geht (am Sonntag ist nur noch Publikumstag): Es war eine ganz normale Berlinale. Sie lief schon rein organisatorisch rund, was wirklich keine Selbstverständlichkeit ist, da doch der ganze Festivalapparat von der Debatte um Kosslick tief getroffen und, vor allem, stark verunsichert wurde. Aber nein, alles lief bestens, alle waren guter Laune.

Das Festival hat außerdem eine Plattform für eine ganz andere Debatte geboten, #MeToo. Das zeigt einmal mehr, dass das Festival für Toleranz und Vielfalt steht. Es wurden über 4000 Tickets mehr verkauft als im Vorjahr. Das zeigt, dass Kino und Festivals trotz aller Streamingdienste als soziales Ereignis immer noch wichtig und unersetzlich sind.Und dann schie...

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