Seit 22 Jahren allein im Regenwald: Letzter Überlebender eines Amazonas-Stammes gesichtet

Der Mann schlägt im Video mit einer Axt auf einen Baum ein. (Bild: Screenshot/YouTube/Fundação Nacional do Índio via Storyful)
Der Mann schlägt im Video mit einer Axt auf einen Baum ein. (Bild: Screenshot/YouTube/Fundação Nacional do Índio via Storyful)

Neue Bilder zeigen den einzigen Überlebenden eines ausgerotteten Amazonas-Stammes im Regenwald. Die Videoaufnahmen wurden aus großer Distanz von Mitgliedern der brasilianischen Behörde zum Schutz der indigenen Bevölkerung, Fundação Nacional do Índio (Funai), gemacht.

Sie zeigen einen Mann im Regenwald beim Holzhacken – dass er dabei gefilmt wird, scheint er nicht zu bemerken. Der Mann soll Mitte 50 und bei bester Gesundheit sein, so Altair Algayer von Funai: „Ihm geht es sehr gut, er unterhält Papaya- und Kornplantagen.“ Der Ureinwohner ist zudem dafür bekannt, Löcher zu graben, als Versteck oder als Falle für Tiere.

Wie der britische „Guardian“ berichtet, lebt der Mann seit mindestens 22 Jahren alleine im Regenwald. Brasilianische Großbauern hatten Ureinwohner in den 1970er- und 1980er-Jahren flächendeckend von ihrem Land vertrieben und viele von ihnen ermordet.

Man geht davon aus, dass er der einzige Überlebende einer zuletzt aus nur noch sechs Personen bestehenden Stammesgemeinschaft ist, die 1995 massiv von Bauern attackiert wurde. Zum ersten Mal wurde er 1996 gesichtet, seitdem wird er von Funai beobachtet. Es ist nicht das erste Mal, dass er in einem Video auftaucht: 1998 wurde sein Gesicht in einer brasilianischen Dokumentation gezeigt.

Laut Angaben von Funai möchte der Mann keinerlei Kontakt zur Gesellschaft. „Ich verstehe seine Entscheidung. Es ist für ihn sein Zeichen von Widerstand und ein klein wenig Hass und Ablehnung in Anbetracht dessen, was ihm passiert ist“, so Algayer. Seine Organisation respektiere die Wünsche des Mannes und beobachte ihn deshalb nur aus der Ferne. Gelegentlich deponiere Funai für ihn Hilfslieferungen wie ortsübliche Werkzeuge und Saaten.

Dass der Ureinwohner von Funai beobachtet wird, gehöre zum Auftrag der Organisation – ebenso die Veröffentlichung des Filmmaterials: „Funai hat die Pflicht zu beweisen, dass er am Leben ist und es ihm gut geht. Das Wichtige dabei ist, dass Funai es geschafft hat, dass er sich sein Territorium bewahren kann.“

Funai glaubt, dass insgesamt noch 113 kleinere und größere Stämme ohne Kontakt zur Außenwelt im Amazonas leben – 27 Gruppierungen sind bestätigt. Dass der Eingeborene auf dem Video immer noch im Amazonas lebt, sei ein gutes Zeichen: „Der Fakt, dass er noch am Leben ist, gibt einem Hoffnung. Er ist sozusagen das ultimative Symbol“, erklärt Algayer.