"Liebe Fahrgäste …": So eine Zugdurchsage hört man nicht alle Tage

Eine Panne brachte in Konstanz einen Zug zum Erliegen. Dann hörten die Passagiere eine seltsame Durchsage.

Ein Thurbo-Zug in die Schweiz wurde in Konstanz von einer Panne ausgebremst. Dann hörten die Passagiere eine seltsame Durchsage. (Symbolbild: Getty Images)
Ein Thurbo-Zug in die Schweiz wurde in Konstanz von einer Panne ausgebremst. Dann hörten die Passagiere eine seltsame Durchsage. (Symbolbild: Getty Images)

Als Zugpassagier macht man einiges mit. Sie wissen schon: Verspätungen, Zugausfälle. Oder eine seltsame Durchsage vom Personal. Seltsam! Das trifft auch auf die Durchsage zu, die Fahrgäste der schweizerischen Eisenbahngesellschaft Thurbo AG Anfang dieser Woche zu Gehör bekamen. Doch damit war es nicht genug, es wurde noch kurioser. Viel kurioser.

Der Zug sollte Montagnachmittag von Konstanz in die Schweizer Gemeinde Kreuzlingen fahren, wie das Magazin 20 Min berichtet. Doch die Abfahrt verzögerte sich, der Zug kam nicht von der Stelle. Was war passiert? Die Durchsage des Lokführers brachte keinen Aufschluss. Im Gegenteil, die allseitige Verwirrung wurde noch größer, handelte es sich doch nicht um eine Information etwa darüber, warum es nicht weitergehe, sondern um eine Aufforderung.

Was sollten die Fahrgäste tun?

Die Fahrgäste wurden gebeten, ihre Plätze zu verlassen und sich in den Waggons auf die rechte Seite in Fahrtrichtung zu begeben. Warum? Die Leute standen, bevor sie sich alle nach rechts begaben, auf dem Schlauch. Und jetzt? Jetzt kam die nächste Anweisung des Lokführers, und die war noch absurder. Bitte auf Drei alle zusammen hochspringen, hieß es. Hochspringen? Warum? Man tat wieder wie befohlen.

Alle Zugpassagiere springen auf Kommando hoch. Wie mag das ausgesehen haben? "Es hat ausgesehen wie im Kindergarten", reflektiert eine Passagierin laut 20 Min die Situation, und alle Fahrgäste hätten gelacht. Ging es danach weiter? Nein, es gab anscheinend ein technisches Problem (über das die Reisenden noch immer nicht aufgeklärt waren), und das war noch immer nicht behoben. Ja, nicht einmal das Hochspringen hatte geholfen.

Was war eigentlich das Problem?

Die Odyssee war also nicht vorbei – wenn hier von einer Irrfahrt überhaupt die Rede sein kann. Gefahren wurde ja nicht, der Zug stand da wie angewurzelt. Es kam die nächste Durchsage. Diesmal sollten sich die Reisenden in den vorderen Zugteil begeben und sich hier auf der rechten Seite versammeln. Schon wieder die rechte Seite, was hatte es bloß mit dieser Seite auf sich? Diesmal wurden die Passagiere aufgeklärt. Eine Trittstufe hatte sich am Bahnsteig verklemmt, und durch die Verlagerung des Gewichts im Zug hoffte man, das Problem zu beheben.

Das gelang letztendlich tatsächlich. Mit Hilfe der kooperativen Fahrgäste und ein paar Handgriffen des fachkundigen Lokführers konnte der Zug vom Bahnsteig gelöst werden. Wie werden sich die Reisenden jetzt gefühlt haben? Die oben genannte Frau bringt ihre Gefühlslage auf den Punkt: "Die Menschen haben sich gefreut und geklatscht." Jetzt konnte die Fahrt endlich weitergehen, und mit 15 Minuten Verspätung – nur, muss man sagen – erreichte der Zug schließlich sein Ziel.

Wie konnte es dazu kommen?

Bleibt die Frage: Wie konnte es überhaupt zu dem Vorfall kommen? Eine Stellungnahme von Thurbo AG bringt Licht in Dunkel. Demnach hatte sich die Trittstufe des Zuges aufgrund leicht abweichender Infrastruktur-Normen in Deutschland am Bahnsteig verkeilt. Dem Personal sei das Problem bekannt, daher hätte der Lokführer gewusst, was zu tun sei. Selten würde es aber vorkommen, so das Unternehmen, dass die Fahrgäste zur Lösung beitrügen – indem sie also, wie Kinder im Kindergarten, auf Drei hochspringen. Als Zugpassagier macht man eben allerhand mit.