Wer soll von Lindners 10 Milliarden-Euro-Plänen profitieren?

In Deutschland plant der Finanzminister Steuererleichtungen in Höhe von 10 Milliarden Euro - um den Beschäftigen wegen der steigenden Preise unter die Arme zu greifen. Nicht alle halten die Vorschläge von Christian Lindner für gerecht. Doch Kanzler Olaf Scholz äußerte Zustimmung.

Kampf gegen die "kalte Progression"

Lindner erklärte, dass er vor allem die sogenannte "kalte Progression" bekämpfen wolle.

Unter kalter Progression verstehen die Finanzfachleute schleichende Steuererhöhungen, die daraus entstehen, dass höhere Verdienste durch die Inflation aufgefressen werden, die Beschäftigten aber trotzdem mehr Steuern bezahlen müssen. Diese kalte Progression will Lindner ausgleichen.

Profitieren die Reichen am meisten?

Kritikerinnen und Kritiker seiner Pläne beklagen, dass wer mehr verdient und mehr Steuern zahlt von Lindners Plänen auch stärker profitiert. So sagte der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Andreas Audretsch: "Steuersenkungen in Milliardenhöhe, von denen Topverdiener dreimal so stark profitieren, wie Menschen mit kleinen Einkommen, gehen an der Realität vorbei." Die Pläne passten laut Audretsch nicht in die Zeit.

Bei der Steuer soll der Grundfreibetrag 2023 auf 10.633 Euro und 2024 auf 10.933 Euro erhöht werden. Allerdings plant Lindner gleichzeitig eine Erhöhung des Betrags, ab dem der Spitzensteuersatz gezahlt werden muss: nämlich aber 2023 erst ab einem zu versteuernden Einkommen von 61.972 Euro.

Gerade erst hatte es einen Shitstorm gegen Lindner gegeben, nachdem der Finanzminister in Bezug auf das 9-Euro-Ticket von "Gratismentalität" gesprochen hatte, die er nicht unterstützen wolle.

Dabei bemerkten Internet-Userinnen und -User, dass alle Abgeordneten eine kostenlose BahnCard 100 haben und dass Christian Lindner und seine Ehefrau, die beide aus der Kirche ausgetreten sind und keine Kirchensteuer zahlen, in einer Kirche geheiratet haben.

Ein klein wenig mehr Kindergeld in Deutschland

Lindners Plänen zufolge soll Kindergeld um wenige Euro por Monat angehoben werden. für die beiden ersten Kinder 2023 soll es auf 227 Euro pro Monat erhöht werden. Für das dritte Kind sollten Elterndann  ebenfalls 227 Euro bekommen. Für das vierte Kind bleibt es bei 250 Euro. 2024 will Lindner das Kindergeld für die ersten drei Kinder um sechs Euro pro Monat erhöhen.

Ein Blick über die Grenzen

In Skandinavien war der Preisanstieg in Dänemark seit dem vergangenen Jahr mit 13,2 % am höchsten - seit Februar 1982 gab es keine derartige Inflation. Diese ist auf Preiserhöhungen bei Strom, Gas, Kraftstoff und Lebensmitteln zurückzuführen.

In Norwegen sind die Prise für Lebensmittel im Juli besonders stark gestiegen.

Gute Neuigkeiten aus den USA sorgen für Jubel in Frankfurt

Bessere Nachrichten kommen von der anderen Seite des Atlantiks: In den USA stiegen die so genannten Kernpreise - ohne die volatilen Kategorien Lebensmittel und Energie - im Juli gegenüber Juni nur um 0,3 %, was den geringsten Anstieg im Monatsvergleich seit April darstellt. Insgesamt lag die Inflation im Juli 8,5 % höher als im Vorjahresmonat, im Juni waren es noch 9.1 % gewesen.

Offenbar hatten die guten Neuigkeiten aus den USA eine euphorisierende Wirkung auf den deutschen Aktienmarkt. Der Dax schloss am Mittwochnachmittag 1,2 Prozent im Plus.