Literatur: Gammelhai, der zum Himmel stinkt: „Kalmann“

Die Isländer sind schon ein seltsames Volk. Es muss daran liegen, dass sie auf ihrer Vulkaninsel im Jahr nur wenig Licht haben. Wie sonst ist zu erklären, dass sie sich, weil sie kein Relikt aus der Urzeit haben wie die Briten ihr Stonehenge, einfach ein neues installieren, um den Tourismus anzukurbeln? Oder dass eine Spezialität des Landes Gammelhai ist? Der so heißt, weil das giftige Fischfleisch wirklich erst gammeln muss, bevor es genießbar wird. Wobei das mit dem Genuss auch Auslegungssache ist. Auf Youtube gibt es gleich mehrere Filmchen, in denen Nicht-Einheimische im Selbstversuch Gammelhai kosten. Ihre Gesichtszüge danach sprechen Bände.

Nun ist mit „Kalmann“ ein Island-Roman erschienen, der so schön schräg und skurril ist, wie es seine Bewohner offenbar zu sein scheinen. Gammelhai kommt darin auch vor, er stinkt förmlich zum Himmel, eine Nebenfigur verschluckt sich gar daran und stirbt einen einsamen Tod. Und der Arctic Henge, das künstliche Ersatz-Stonehenge, wird gar Schauplatz einer Bluttat. Jedenfalls findet sich dort jede Menge Blut im Schnee.

Die Idylle am Ende der Welt ist jäh vorbei

Dabei ist „Kalmann“ keiner dieser Regionalkrimis, die ihre platten Plots mit Beschreibungen landestypischer Eigenheiten aufzuwerten versuchen. Im Gegenteil. Der Roman handelt von einem liebevoll-sympathischen Außenseiter, der ein wenig anders ist als die anderen. Und aus dessen naiv-unschuldigen Augen die Welt um ihn herum betrachtet wird. Die Welt, das ist Raufarhöfn, ein winziger ...

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