Lockdown lindert Luftverschmutzung: Was bleibt davon nach der Krise?

Die Corona-Maßnahmen sorgen weltweit für saubere Luft - zumindest temporär. Doch was bleibt davon, wenn der Virus im Griff ist und die Straßen wieder voll sind? Experten zufolge in erster Linie eines: die Hoffnung auf ein Umdenken.

Young Asian businesswoman with protective face mask to protect and prevent from the spread of viruses during the coronavirus health crisis, standing in an energetic and prosperous downtown city street against corporate skyscrapers
Die Luft ist rein, doch das kann sich schnell ändern, wenn die Corona-Maßnahmen aufgehoben werden (Symbolbild: Getty Images)

Leere Straßen, weniger Autoverkehr, stillgelegte Fabriken: Der Lockdown in weiten Teilen der Welt führte zu einem Aufatmen in den Großstädten und Metropolen dieser Welt. Satellitenbilder der NASA zeigten schon im Februar, dass der Stickstoffdioxid-Ausstoß in China sichtlich und messbar zurückgegangen war.

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Auch in Europa ist die Luft deutlich sauberer. Selbst, wenn man mitwirkende Faktoren wie das Wetter ausklammert, sind die Stickstoff-Emissionen seit Beginn der Corona-Maßnahmen stark zurückgegangen. Dem unabhängigen, internationalen Centre for Research on Energy and Clean Air zufolge ist er insgesamt um 40 Prozent gesunken. Die durchschnittliche Feinstaubbelastung sank um zehn Prozent.

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Dass dieser positive Effekt nicht anhält, zeigt ein erneuter Blick nach China. Nach den Lockerungen der Maßnahmen sind viele Bürger dort wieder mobil, steigen jedoch oft von öffentlichen Verkehrsmitteln auf ihr Privatfahrzeug um. Laut einer Untersuchung des Centre for Research on Energy and Clean Air ist die Luftverschmutzung in China aktuell sogar noch schlimmer als vor der Corona-Krise.

"Hamburg, Germany - July 19, 2012: Traffic on Highway, A1 Autobahn, Germany at closing time with traffic jam."
Nach der Corona-Krise könnten die deutschen Straßen voller sein als zuvor (Symbolbild: Getty Images)

"Das könnte ein frühes Anzeichen dafür sein, dass sich die positiven Trends während der Epidemie nun schnell wieder umkehren könnten", sagte Li Shuo von Greenpeace China der Nachrichtenagentur AFP. Und ein ähnliches Szenario droht auch in Europa, wenn der Autoverkehr womöglich stärker als zuvor auf die Straßen zurückkehrt.

Langfristiges Umdenken nötig

Ein kurzzeitiger Rückgang der Emissionen wird also keine dauerhaften Auswirkungen auf die Sauberkeit der Luft in den Städten haben. Experten fordern deswegen ein Umdenken in Politik und Wirtschaft. "Wenn wir jetzt nichts ändern, wird der Corona-Effekt ein sehr kurzfristiger sein", sagte Nachhaltigkeitsforscher Kai Niebert von der Universität Zürich dem Portal “watson.de”.

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Niebert zufolge müsste CO2-freie E-Mobilität anstatt Diesel- und Verbrennungsmotoren subventioniert werden. "Wir haben die Technologie, und sie ist inzwischen auch bezahlbar – wir sollten sie also auch für uns nutzen."

Denn saubere Luft rettet ebenfalls Leben. Eine WHO-Studie bringt weltweit insgesamt 4,2 Millionen Sterbefälle pro Jahr mit Luftverschmutzung in Verbindung. Und auch auf Krankheiten wie Covid-19 kann schlechte Luft Auswirkungen haben. “Wir haben noch keinen Beweis, dass es einen Zusammenhang mit der Sterblichkeitsrate gibt, aber wir wissen bereits, dass Luftverschmutzung die Wahrscheinlichkeit erhöht, einen schwereren Verlauf zu haben”, sagte Dr. María Neira von der WHO “The Guardian”.