"Ich mache mir extreme Sorgen um unsere Kinder"

Die TV-Serie "Perry Mason" prägte in den 50er- und 60er-Jahren eine ganze Generation. Nun gibt es eine Neuauflage - mit "The Americans"-Star Matthew Rhys in der Titelrolle. Im Interview verrät der 45-jährige Ehemann von Schauspielerin Keri Russell, welche Sorgen ihn gerade umtreiben.

"Perry Mason" ist bekannt als DAS amerikanisch-juristische Drama der 50er- und 60er-Jahre. Ganz vorne dabei: Raymond Burr in seiner Paraderolle als Titelheld. Unzählige Gerichtssaal-Dramen, die danach gedreht wurden, bauten auf dieser legendären TV-Serie. In der neuen gleichnamigen Miniserie, die ab dem 31. Juli auf Sky Atlantic und auf Abruf zu sehen ist, ist zu erfahren, wie alles begann. "The Americans"-Star Matthew Rhys schlüpft in die Rolle von Perry Mason. Die Serie zeigt seine Anfangszeiten als Privatdetektiv im boomenden und harten Los Angeles der 30er-Jahre. Im Zoom-Interview verriet der 45-jährige Schauspieler, wie er an diese legendäre Rolle kam, warum er seit zehn Jahren seine eigenen Auftritte nicht mehr anschaut und plauderte über sein Familienleben mit Kollegin Keri Russell und den gemeinsamen Kindern.

teleschau: Perry Mason ist eine Legende. So etwas bekommt man auch als Hollywoodstar nicht alle Tage angeboten. Wie kamen Sie zu der Rolle?

Matthew Rhys: Ich war gerade mit den Dreharbeiten zu "The Americans" fertig, als Robert Downey Jr und seine Frau Susan im September 2018 auf mich zukamen. Sie sagten mir, dass sie für HBO an einer Ursprungsgeschichte von "Perry Mason" arbeiten. Ich glaube, dass Robert eigentlich vorhatte, Perry zu spielen. Da er aber ein viel beschäftigter Mann ist, hat er es neben der Produktion zeitlich nicht mehr geschafft. Das war natürlich gut für mich (lacht).

teleschau: Wie haben Sie diese tolle Nachricht gefeiert?

Rhys: Mein Ritual ist, sobald ich eine Zusage bekomme, sofort mit einem alkoholischen Getränk zu feiern. Das einzige, was ich im Kühlschrank hatte war Bier. Also genehmigte ich mir ein paar davon (lacht).

teleschau: Das Verblüffende an der Serie ist, wie ähnlich die Realität vor fast hundert Jahren zu unserer heutigen aussah: Wirtschaftskrise, Polizei-Korruption, Rassismus-Probleme. Warum haben wir nichts aus unserer Vergangenheit gelernt?

Rhys: Es gibt Systeme zum Schutz derjenigen Menschen, die diese Systeme geschaffen haben. Hier in den Staaten wird gerade extrem gegen diese Mächte angekämpft, die seit Jahrhunderten von diesen Systemen profitieren. Diese Serie in Zusammenhang damit zu sehen, wie Veränderungen stattfinden, dass Stimmen gehört werden, ist hilfreich für meine Arbeit und aufregend - insbesondere in Bezug auf die Themen, die in "Perry Mason" relevant sind.

teleschau: Glauben Sie, dass wir uns - vor allem von der Pandemie - wieder erholen?

Rhys: Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Werden wir jemals wieder in unser normales Leben, so wie wir es kannten, zurückkehren können? Und wie wird unser neues normales Leben dann aussehen? Müssen wir ab sofort für immer Masken tragen? Wird es bald einen Impfstoff geben? So viele Fragen, aber leider kann sie keiner beantworten ...

teleschau: Machen Sie sich Gedanken um Ihre Kinder? Sam, Ihr Jüngster, ist gerade mal vier Jahre alt.

Rhys: Ich mache mir extreme Sorgen um unsere Kinder - oder besser gesagt, um alle Kinder, die diese Zeit gerade durchmachen müssen. Wie wird sich das alles auf ihr Leben auswirken? Wie können sie diese Zeiten auf eine richtige und gesunde Weise verarbeiten? Sie sind Kinder und verstehen nicht, wie enorm diese Auswirkungen sie betreffen könnten. Ich glaube nicht, dass sie wirklich verstehen, in welchen Zeiten wir uns gerade befinden. Klar, Sam ist vier. Aber River ist schon 13, und auch für Teenager ist dieses neue Leben noch unbegreiflich.

teleschau: Was haben Sie selbst von dieser Zeit gelernt?

Rhys: Dass ich sehr wenig Geduld habe, Kinder zu unterrichten. Aber im Ernst, eines ist mir noch mehr bewusst geworden: Dass so etwas die Leute, die nicht so viel Glück haben oder in ärmlicheren Verhältnissen leben, besonders hart trifft. Einfach schrecklich!

teleschau: Wir war es, mit Robert Downey Jr zusammenzuarbeiten?

Rhys: Ich war angenehm überrascht, wie warmherzig und großzügig er ist. Obwohl er selbst Schauspieler ist, hat er am Set nur seine Rolle als Produzent eingenommen. Es gab keinen einzigen Moment, in dem er mir sagte, wie ich eine Szene spielen soll. Er sagte mir: "Das ist deine Rolle, spiel' sie so, wie du es am besten findest." Er setzt Vertrauen in seine Leute, was enorm wichtig ist. Er ist ein toller Mann.

teleschau: Wenn Sie in Ihrem Privatleben ein Detektiv sein könnten, wo würden Sie gerne rumschnüffeln?

Rhys: Im militärischen Sperrgebiet 'Area 51'. Ich würde gerne wissen, was an all den Gerüchten um außerirdische Lebensformen und UFOs dran ist (lacht). Das würde mich wirklich brennend interessieren. Und was ich noch gerne wissen würde, ist, ob die Verschwörungstheorie stimmt, dass es einen zweiten Schützen gab, der JFK erschossen haben soll.

teleschau: Sie sind seit 2014 mit Ihrer Kollegin Keri Russell zusammen. Wie sieht der Alltag aus, wenn beide berühmt sind? Werden Sie von Paparazzi verfolgt?

Rhys: Als unser Sohn Sam vor vier Jahren zur Welt kam, waren einige Paparazzi am Start, um ein Foto von ihm zu ergattern. Aber ansonsten ist es eher ruhig um uns. Wir sind auch nicht das Mega-Promi-Paar, das verfolgt werden muss (lacht). Manchmal versteckt sich ein Fotograf zwischen geparkten Autos, aber Keri und ich finden das dann immer ganz toll - denn wie gesagt, bei uns ist das nicht die Norm.

teleschau: Sie sind seit 25 Jahren in dieser Branche tätig. Wenn Sie zu Ihrem jüngeren Selbst zurückkehren könnten, welchen Ratschlag würden Sie sich geben?

Rhys: Mir nicht so viele Gedanken zu machen! In meinen Zwanzigern habe ich mir ständig Sorgen gemacht: Wie war ich beim Vorsprechen? Wo kommt das nächste Einkommen her? Welche Rolle bekomme ich als nächstes? Bekomme ich überhaupt noch eine weitere Rolle? Mittlerweile bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es keinen Unterschied macht. Die Gedanken und Sorgen ändern nichts an der Realität. Deshalb würde ich mir selbst sagen: "Mach dir keine Gedanken und genieße jeden Tag."