“Magda macht das schon”: Lieblose RTL-Comedy in der Klischeefalle

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Zehn-, wenn nicht hunderttausende Frauen aus Osteuropa kümmern sich in Deutschland um Pflegebedürftige. Und füllen eine Versorgungslücke. Oft für einen Hungerlohn, trotz Arbeit rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche.

Nicht gerade der Stoff für ein locker-leichtes Comedy-Format, könnte man meinen. Doch genau daran versucht sich RTL mit der neuen Sitcom „Magda macht das schon“. Dass das Thema fernab von dramatischen Dokus aufgegriffen wird, könnte man sagen, ist gut. Denn: Grundsätzlich sind die zum Teil als Pflegesklavinnen ausgebeuteten Hilfskräfte nahezu unsichtbar. Ihnen mit der Figur Magda ein – noch dazu ziemlich sympathisches - Gesicht zu geben könnte der richtige Ansatz sein. Doch leider geht dabei vieles daneben.

Daran ist nicht die eigentlich banale Story schuld, sondern die lieblose Umsetzung.

Darum geht es:

Gleich in der ersten Szene der Serie betatscht ein bettlägriger Senior die polnische Pflegekraft Magda Wozniak (Verena Altenberger). Seine Ehefrau wirft ihr vor, ihn verführt zu haben. “Ah, ich leere seine Bettpfanne, das macht mich eben scharf“, entgegnet Magda, die daraufhin ihre Stelle verliert. Schließlich heuert Familie Holtkamp die großherzige Polin an. Magda kümmert sich um die verunglückte Waltraud (Hedie Kriegeskotte) mit deren Betreuung Tochter Cornelia Holtkamp (Brigitte Zeh) und ihr Mann Tobias (Matthias Komm) heillos überfordert sind.

Auf dem Niveau der Einstiegsszene geht es in Sachen Humor weiter. Leider. Die Witzchen dieser Trash-Serie sind definitiv Geschmackssache, die Pointen oft einfach nur plump.

Wenn Waltraud jammert: "Deutsche können sich die Gegend ja nicht mehr leisten”, antwortet die polnische Pflegekraft Magda etwa: “Genau, aber die Polen. Auf den Spargelfeldern verdient man ein Vermögen.”

Immerhin, Ironie kennen die Drehbuschschreiber: “Ihr vertragt ja alles, ihr Polen, eure Mägen sind stabiler. Wenn ich schon an eure Zigaretten denke”, sagt Waltraud in einer Szene zu Magda. Die kontert süffisant: “Die essen wir nicht, nur in ganz schlechten Zeiten.”

Und ja, auch die Geschichte wird nicht ausgespart: “Du schleichst dich hier als Nachbarin ein.” Sagt die Pflegekraft: “Wie die Deutschen 1939 in Polen.”

Comedy ohne Tiefgang und Originalität

Kurz: Es gilt bei den meisten Gags eher das Prinzip Holzhammer statt Feinsinn. Gefühlt sind nach dieser Doppelfolge bereits als Polen-Klischees abgegrast.

Doch das größte Problem dieser Serie ist ihre Einseitigkeit. Nein, Humor und Satire sollte keine Grenzen haben. Lustig finden muss man es dennoch nicht, dass RTL aus dem Schicksal tausender Frauen, die Heimat und Familie zurücklassen, um sich für deutsche Familien aufzuopfern, eine flache Comedy-Serie macht, die die oft ausbeuterischen Zustände verharmlost. Die sozialen Missstände finden in der Serie kaum Platz. Genau das könnte und sollte gute Satire jedoch leisten. Stattdessen wird Magda als dauerfröhliche Klischee-Osteuropäerin mit hochhackigen Schuhen und weit ausgeschnittener Bluse gezeichnet.

Die österreichische Schauspielerin Altenberger hat sich für ihre Rolle einen polnischen Akzent antrainiert. Er klingt leider dennoch etwas aufgesetzt und zu gekünstelt – wie im Grunde die ganze Serie.

Potenzial verschenkt

In einem Interview sagte Altenberger über ihre Rolle: “Es ist schön, so einen positiven Menschen zu spielen, denn sowas nimmt man ja auch mit ins Privatleben.” Schön, dass zumindest Magda ihre gute Laune nie verliert. Mit der Realität hat das nicht viel zu tun. Statt Klischees zu zementieren und ausgelutschte Polen-Witze aufzufahren, hätte RTL die Gelegenheit nutzen können, ein facettenreicheres Bild zu zeichnen, mit vielschichtigeren Protagonisten.

Denn eigentlich würde das Überthema der überalterten Gesellschaft – und die Überforderung mit diesem Zustand – viel Potenzial bieten. Doch mehr Tiefgang, mehr Fingerspitzengefühl und Originalität wären dafür nötig. Genau daran mangelt es dieser Sitcom jedoch.

Foto: RTL/Christiane Pausch