Maischberger und der „Dreikampf des Jahres“: Wer löst Merkel ab?

Die Runde bei Maischberger diskutierte vor allem über AKK und Freidrich Merz. Jens Spahn blieb eine Randfigur. Foto: WDR/Max Kohr
Die Runde bei Maischberger diskutierte vor allem über AKK und Freidrich Merz. Jens Spahn blieb eine Randfigur. Foto: WDR/Max Kohr

Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz oder Jens Spahn? „Der Dreikampf des Jahres: Wer übernimmt Merkels Thron?“, fragte Sandra Maischberger am Mittwochabend.

Es diskutierten:

  • Norbert Blüm, CDU, ehemaliger Arbeitsminister

  • Kristina Schröder, CDU, ehemalige Familienministerin

  • Gabor Steingart, Journalist

  • Melanie Amann, Journalistin

  • Werner Patzelt, Politikwissenschaftler

Die CDU wählt am Freitag in Hamburg einen neuen Vorsitzenden. Doch wer macht das Rennen? Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, kurz AKK, und der Ex-Fraktionschef, Mr. Bierdeckel Friedrich Merz, dürften die besten Chancen haben. Gesundheitsminister Jens Spahn, der als Jungspund punkten will, gilt als abgehängt. Wer als Sieger hervorgehen wird, hat gute Aussichten auf die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel – spätestens 2021.

Doch noch rumort es in der CDU bei der Frage um den nächsten Boss – und auch bei Maischberger tun sich Gräben auf.

Norbert Blüm, der langjährige CDU-Bundesminister, bekennt sich zu Annegret Kramp-Karrenbauer. Unter dem Neoliberalen Friedrich Merz fürchte er um die Schwachen der Gesellschaft. Merz’ Pläne, eine Altersvorsorge über Aktien steuerlich zu begünstigen, sei “fast eine Unverfrorenheit.“ „Im Kampf gegen Altersarmut ist das keine Lösung“, ist der CDU-Politiker überzeugt. Denn: „Arbeitslose und Hungerlohnbezieher kaufen keine Aktien.“

AKK hingegen habe eine “hohe Integrationskraft”. Aber eigentlich, das wird deutlich, trauert Blüm schon jetzt Merkel hinterher: In einer Welt „wildgewordener Männer“ wie Jair Bolsonaro oder Recep Tayyip Erdogan werden sich die Deutschen irgendwann „nach Angela Merkel und ihrem Regierungsstil zurücksehnen“, prophezeit er.

Blüm echauffiert sich nicht nur über Friedrich Merz, sondern wettert auch gegen Wolfgang Schäuble. Der Bundestagspräsident ziehe die Strippen für Merz und habe zu lange mit verdecktem Visier gespielt. „Das schätze ich nicht“, teilt Blüm aus.

Ein knappes Rennen

„Alle, die sich nicht auf ein Wagnis einlassen wollen, setzen auf Kramp-Karrenbauer“, glaubt Werner Patzelt. Der Politikwissenschaftler erwartet unter einer CDU-Vorsitzenden Kramp-Karrenbauer eine Stärkung der AfD, weil sie kaum Wähler von rechts zurückholen würde. Auch Melanie Amann glaubt, ihre Wahl wäre gefährlich für den inneren Frieden der CDU. Weil die Merz-Fans mit einem „Weiter so!“ – wofür AKK letztlich stehe – nicht zufrieden wären. Doch auch von Merz scheint sie nicht überzeugt: „Aufgewärmte Liebe funktioniert oft nicht. Man bleibt dann doch beim Ehepartner“, gibt sie zu bedenken. Merz sei wie der alte Jugendflirt, der plötzlich auf der Versenkung auftaucht – nach 18 Jahren Ehejahren zwischen CDU und Merkel. Dass Merkel der CDU ungefragt einen sozialdemokratisch orientierten Kurs aufgezwungen habe, bestreitet sie: „Es war ein Kurs, den die Partei wollte.“

Der Journalist und Autor Gabor Steingart gibt sich klar als Fan von Friedrich Merz zu erkennen. Merz habe ein klareres Profil als AKK, besonders bei wirtschaftspolitischen Fragen. „Merz weiß, was los ist. Merz könnte Bundeskanzler sein ohne die 100-Tage-Frist.“

Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder darf auf dem CDU-Parteitag als eine von 1001 Delegierten über die Nachfolge abstimmen. Es habe in den vergangenen Jahren in der CDU eine Tendenz gegeben die „eigene Politik so langweilig wie möglich zu gestalten, damit der Wähler ins Koma fällt“, sagt sie – und überrascht mit ihrer harten Analyse.

Und Jens Spahn? Vergessen. Er wurde im Lauf der Diskussion kaum erwähnt, war nur eine Randfigur.

Das Fazit:

„Das Lager von Merz ist das lautere, aber nicht unbedingt das größere“, bringt Melanie Amann die verfahrene Diskussion knapp auf den Punkt. „Das Rennen ist noch nicht gelaufen, es wird ziemlich knapp.“