Nach Manchester: Lanxess-Arena-Chef: „100-prozentige Sicherheit gibt es nicht“

Der Geschäftsführer der Lanxess-Arena über die Kontrollen bei Veranstaltungen.

Herr Löcher, nach dem Bombenanschlag in der Arena in Manchester fragen sich viele Leute, ob so etwas auch in Köln passieren könnte. Was sagen Sie als Geschäftsführer der Lanxess-Arena dazu? Der Anschlag hat uns schockiert und aufgeschreckt. Die US-Sängerin Ariana Grande hatten wir ja auch bei uns auf der Bühne – vor ausverkauftem Haus. Um ehrlich zu sein und das sage ich ja schon seit Jahren: Man kann keine 100-prozentige Sicherheit schaffen. Und wie weit sollte man einen Kontroll-Radius rund um die Arena auch ausdehnen – bis zu den Rampen im Außenbereich, bis den U-Bahn-Stationen oder bis zum Deutzer Bahnhof? Es wird spekuliert, dass der Attentäter gezielt das Konzertende abwartete, um in dem Strom der Besucher, die die Halle verließen, ins Foyer zu gelangen. Da sind die Sicherheitskontrollen erfahrungsgemäß lascher als vor der Veranstaltung. Das kann man so nicht pauschal sagen. Standard bei uns ist, dass die Einlasstüren bis zum Schluss und bis alle Besucher die Halle verlassen haben, besetzt sind. Und die Sicherheitskräfte sind angehalten, darauf zu achten, dass dann auch keiner mehr von außen reinkommt. Zu 100 Prozent ausschließen kann man das aber nicht. Es kann ja vorkommen, dass Besucher Türen nach außen öffnen, die eigentlich nicht als Ausgang vorgesehen sind. Aber dann ertönt gleich ein sehr lautes Alarmsignal. Beim Konzert der Red Hot Chili Peppers im vergangenen November hatte die Band an den Eingängen zusätzlich eigene Securities im Einsatz. Reichten denen die hiesigen Bestimmungen und Sicherheitsvorrichtungen nicht aus? Die Red Hot Chili Peppers haben einen Veranstalter, der mit personalisierten Tickets arbeitet, um sich so vor möglichen Karten-Fälschungen zu schützen. Das bedingt dann beim Einlass auch einen höheren Aufwand. Die haben eigene Ticket-Scanner dabei. Und das auf der kompletten Europa-Tour – und nicht nur in Köln. Dass Konzert-Veranstalter eigene Sicherheitsleute mitbringen, ist aber eher die Ausnahme. Dass kommt ein-, zweimal im Jahr vor. Manchester ist nach dem Anschlag auf das Bataclan-Theater im November 2015 der zweite terroristische Angriff auf ein Konzert und die zugehörige Halle. Was hat sich nach Paris verändert? Wir arbeiten mit der Firma „Special Security“ zusammen und haben mit denen gemeinsam nochmals alle Standards verschärft und verbessert. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Gastspiel von Helene Fischer, Metallica, die Pferdeshow „Apassionata“ oder die „Lachende Kölnarena“ handelt. Auch im gesamten Backstage-Bereich haben wir aufgestockt. Denn auch dort gibt es Türen, wo man normalerweise nicht glaubt, dass da jemand reingeht. Dazu gibt es an allen Eingängen mittlerweile vermehrt Schleusen mit Körperkontrollen. Taschen und Rucksäcke, die größer als Din-A 4 sind, sind komplett verboten, kleinere werden genau überprüft. Inzwischen gibt es auch Künstler wie zum Beispiel die amerikanische Pop-Sängerin Beyoncé, die US-Punkrock-Band Green Day oder auch den Berliner Comedian Mario Barth, die auf eine 100-prozentige Körperkontrolle bestehen, bei der die Leute komplett abgetastet werden. Haben Sie bei diesen Kontrollen schon mal etwas gefunden? Eher nicht. Schon mal ein Pfefferspray, das manche Frauen zu Selbstverteidigungszwecken dabei haben. Was passiert zur Sicherheit noch alles im Hintergrund, was der normale Arena-Besucher nicht direkt sieht? Zur Polizei haben wir einen recht engen Draht. Die sitzen ja in der direkten Nachbarschaft – die Feuerwehr demnächst auch. Mit denen sind wir in stetem Kontakt und stimmen uns wöchentlich wegen einer möglichen Gefährdungslage ab. Bei der gerade beendeten Eishockey-Weltmeisterschaft hatten wir Polizeikräfte in der Arena sowie auf dem Außengelände. Und ständig einen Bomben-Spürhund in der Halle. Den brauchten wir aber zum Glück nie einzusetzen. Das Gespräch führte Norbert Ramme Zur Person: Stefan Löcher ist Geschäftsführer der Lanxess-Arena – Deutschlands größter Veranstaltungshalle mit 18 000 Sitzplätzen. Sie wird genutzt für Sport, Konzerte, Shows, Events und Kongresse....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta