„Markus Lanz“: Ex-Fußballprofi Reinhardt spricht über Lehrerjob im Problemviertel

Knut Reinhardt beendete im Jahr 2000 seine Fußballkarriere. (Bild: Screenshot ZDF)
Knut Reinhardt beendete im Jahr 2000 seine Fußballkarriere. (Bild: Screenshot ZDF)

Über ein Jahrzehnt war Knut Reinhardt in der deutschen Bundesliga aktiv – dann beendete er seine Fußballkarriere und wurde Lehrer. Bei „Markus Lanz“ diskutiert er über Integrationsprobleme an deutschen Schulen.

Vor wenigen Tagen machte ein Fall von religiösem Mobbing an einer Berliner Schule Schlagzeilen: Wie die „Berliner Zeitung“ berichtete, soll ein jüdisches Mädchen an der Paul-Simmel-Grundschule in Tempelhof von Mitschülern mit dem Tod bedroht worden sein, da sie nicht an Allah glaubte.

Auch Markus Lanz nahm sich den Vorfall zum Anlass, in seiner aktuellen Sendung über die Zustände und Integrationsprobleme an deutschen Schulen zu diskutieren. Dazu lud er Knut Reinhardt ein, der seit 2009 an einer Grundschule im Dortmunder Problemviertel Nordstadt unterrichtet. Als ehemaliger Fußballprofi schlug der 49-Jährige auch die Brücke zum zweiten Themenschwerpunkt der Sendung: Druck im Profi-Fußball, wie Per Mertesacker in einem kürzlich erschienenen Interview mit dem „Spiegel“ anprangerte.

Reinhardt unterrichtet nun an einer Schule, an der 83 Prozent der Schüler Migrationshintergrund haben. In seiner Klasse seien 27 Kinder, darunter eine deutsche Muttersprachlerin. „Ich komme gut damit klar. Ich habe im Fußball viele Kulturen, viele Spieler kennengelernt. Und wenn man auf dem Niveau Fußball spielt, sind die ja meist auch verrückt“, beschwichtigt der Pädagoge. „Jetzt hab ich auch verrückte Kinder, die voller Elan sind. Und die versuch ich dann positiv zu lenken, damit die dann wirklich auch ihre Schullaufbahn gut meistern.“

Ingrid Freimuth war über 40 Jahre pädagogisch tätig. (Bild: Screenshot ZDF)
Ingrid Freimuth war über 40 Jahre pädagogisch tätig. (Bild: Screenshot ZDF)

Besonders wichtig sei es laut Knut Reinhardt, die individuellen Bedürfnisse jedes Schülers zu erkennen und auf diese einzugehen. Alleine sei das nicht zu schaffen. Doch wenn Lehrer, Betreuer und Schulen einander zuarbeiten würden, sei es kein Problem, wie er erklärt: „Wir arbeiten wie in einer Fußballmannschaft im Team.“ Auf sich selbst gestellt würde man als Lehrer „verbrennen“.

Deutlich negativer fällt die Einschätzung der ehemaligen Lehrerin Ingrid Freimuth aus, die gerade ihr Buch „Lehrer über dem Limit: Warum die Integration scheitert“ veröffentlicht hat. Die Pädagogin beklagt, dass es im Schulsystem zu wenige Regeln gebe, die auch wirklich eingehalten werden. „Die Lehrer in Deutschland sind in einer Situation wie ein Schiedsrichter, der nur eine gelbe Karte zur Verfügung hat“, kommentiert sie den Mangel von wirklichen Konsequenzen bei Fehlverhalten. Laut Freimuth müsse man härter durchgreifen und strengere Grenzen aufzeigen, um eine Integration verschiedener Kulturkreise und Weltanschauungen auch im Klassenzimmer möglich zu machen.

„Ich habe die rote Karte. Die rote Karte heißt: Mama muss das Kind abholen“, wendet Knut Reinhardt ein. „Ich sehe das gar nicht so negativ wie meine Nachbarin. Man muss den Kindern einfach Tools geben.“ Gerade im Grundschulalter müsse man demnach schon bestimmte Werte vermitteln – etwa, dass es keine Rolle spiele, ob ein Mann oder eine Frau vor der Klasse steht. Die Mobbing-Meldung aus Berlin überraschte Reinhardt dennoch nicht. „An unserer Schule gab es das auch schon“, erklärt er. „Ich glaube, da muss man präventiv arbeiten und schon ganz unten, dann sollte das eigentlich auch gelingen.“

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